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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern Die Qual der Wahl ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Bielefeld (ots)

Dass die SPD in Mecklenburg-Vorpommern so gut abgeschnitten hat, liegt vor allem an der Beliebtheit von Ministerpräsident Erwin Sellering. Dabei hat der gebürtige Westfale einen harmoniesüchtigen und wenig aussagekräftigen Wahlkampf geführt. Doch in den Bundesländern geht es vor allem um die Identifizierung der Wähler mit dem Spitzenpersonal. Inhalte spielen da nur eine untergeordnete Rolle. Der zurückhaltende Wessi Sellering spiegelt die Seelenlage der Menschen im Land vortrefflich wider. Das liegt an seiner Mischung aus grundsolider Politik und Populismus. Die DDR will Sellering partout nicht als Unrechtsstaat bewerten. Das ist im Westen äußerst kritikwürdig, kommt aber im Osten gut an. Doch das Ergebnis ist auch der politischen Großwetterlage geschuldet und eine Ohrfeige für Schwarz-Gelb in Berlin. Rot-Grün liegt im Trend. Erstmals haben es die Grünen in den Schweriner Landtag geschafft. Dass es für Rot-Grün vermutlich trotzdem zu knapp wird, schmälert die Freude der Grünen nur unwesentlich. Die Linke hat im Nordosten unter dem Pragmatiker Holter leicht dazu gewonnen. Sie wird über jedes Stöckchen springen, um mit Sellering gemeinsam regieren zu dürfen. Der Landesvater hat nun die Qual der Wahl. Eine Fortsetzung von Rot-Schwarz ist nicht auszuschließen, schließlich wünscht sich die Mehrheit der Wähler im Nordosten genau diese Option. Die CDU hat stärkere Verluste hinnehmen müssen als erwartet. Seit der Bundestagswahl verliert die CDU in allen Bundesländern. Das größte Desaster spielt sich aber für die FDP ab, die auf ein Drittel geschrumpft ist. FDP-Chef Rösler wird große Probleme haben, diese Katastrophe Westerwelle allein zuzuschreiben. Die schlechteste Nachricht kommt von der NPD. Es sieht so aus, als wären die Rechtsradikalen wieder im Schweriner Landtag vertreten.

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