Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Euro-Krise Ohne Hysterie ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Bielefeld (ots)
Die Eurokrise ist ein schwerwiegendes Problem. Keiner hat die Weisheit mit Löffeln gefressen. Etliche Abgeordnete machen es sich mit ihrem Abstimmungsverhalten wahrlich nicht leicht. Trotz aller grundlegenden Probleme bleibt eines wahr: Hysterie ist kein guter Ratgeber. Doch was sich in manchen deutschen Debatten abspielt, ist hysterisch. Noch weiß niemand, ob Griechenland letztlich die Auflagen der Troika aus EZB, EU und IWF erfüllen wird oder nicht. Das klärt sich erst bis Ende September. Bis dahin lässt sich viel über eine Staatspleite spekulieren. FDP und CSU befeuern diese Diskussion, die sich auch an Vorurteilen weidet. Da hat SPD-Chef Sigmar Gabriel recht: Monatelang hat die schwarz-gelbe Regierung suggeriert, dass Deutschland für die faulen Südländer den Zahlmeister spielen müsse. Jetzt sind viele Abgeordnete auf dem Baum. Manche wollen auch aus populistischen Gründen nicht mehr auf den Boden zurück. Merkel erweist sich bisher als zu schwach, um diese Abgeordneten wieder einzufangen. Die Fakten lassen aber eine hysterische Betrachtung nicht zu. Deutschland hat bisher als stärkste Volkswirtschaft in Europa von der Krise profitiert. Noch kein einziger Cent ist geflossen, es ging bislang nur um Bürgschaften. Der Zins für deutsche Staatsanleihen ist auf einem historischen Tief. Und der schwächere Euro beflügelt die Exporte. Nun gibt es die Aussicht, dass Deutschland ab 2013 in fünf Jahren tatsächlich insgesamt 22 Milliarden Euro wird bezahlen müssen. Das kann dieses Land verkraften. Genauso wie es etwa Bayern verkraftet, jedes Jahr in den Länderfinanzausgleich einzuzahlen. Klar, es würde richtig viel Geld sparen, wenn man Bremen, Berlin und das Saarland aus Deutschland herauswerfen würde. Ob der Rest von Deutschland dann allerdings glücklicher wäre, mag bezweifelt werden.
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