Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Aufmarsch der Neonazis Botschaft wider den Hass BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte", sagte der Maler Max Liebermann als am 30. Januar 1933 vor seinem Haus am Brandenburger Tor der Fackelzug der Nationalsozialisten vorbeizog. Drastische Worte, die einem dieser Tage wieder in den Sinn kommen, da erstes zaghaftes Licht in das Dunkel der Verstrickungen von Geheimdiensten und der Neonazi-Szene fällt. Nichts scheint mehr unmöglich und bislang für ein Hirngespinst gehaltene Verdächte gewinnen Oberhand: deutsche Verfassungsschutzbehörden und ihre Mitarbeiter könnten so viel Einblick in die rechtsextreme und terroristische Szene gehabt haben, dass sie der Mordserie des sogenannten Zwickauer Neonazi-Trios hätten Einhalt gebieten können. Ebenso unfassbar ist der Verdacht, dass einzelne Neonazi-Schlägertrupps und sogar NPD-Funktionäre mit Staatsknete aufgepäppelt worden sein könnten. Wenn der Staat und seine Diener versagen, ist der Souverän, also die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, umso mehr gefordert. Denn die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. So steht es im Grundgesetz, unwiderruflich. Dieses Zeichen muss nun die Zivilgesellschaft setzen. In diesem besonderen Jahr. An Heiligabend, in Bielefeld und vielerorts. Unmöglich der Gedanke, Neonazis die Straßen und Plätze zu überlassen und in aller Seelenruhe die Weihnachtsgans zu verschmausen. Damit genau dies nicht passiert, rufen die christlichen Kirchen gemeinsam zur Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch auf. Muslime tun das gleiche. Dieser Heilige Abend könnte anders werden und ein Zeichen setzen für seine ursprüngliche Bedeutung. Weihnachten ist ein Fest der Liebe und der Versöhnung. Diese frohe Botschaft gilt es dem blanken Hass entgegenzusetzen, das Frieden werde.
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