Neue Westfälische (Bielefeld): Präsidentschaftswahlen in Frankreich Königsmacherin Le Pen PETER HEUSCH, PARIS
Bielefeld (ots)
Sie hatte einen "Elektroschock" versprochen, tatsächlich sorgte Marine Le Pen für ein mittleres Erdbeben. 18 Prozent der Stimmen konnte die Chefin des rechtsextremen Front National (FN) in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl auf sich vereinen. Das bedeutete den dritten Platz. Der Schock sitzt umso tiefer, als ihrem Vater Jean-Marie 2002 ein Prozent weniger genügte, um sogar den Sprung in die Stichwahl zu schaffen. Es stimmt zwar, dass Papa Le Pen damals hoch gegen Amtsinhaber Jacques Chirac verlor und für die Tochter diesmal bereits in der Vorrunde Endstation war. Aber der politische und demokratische Schaden ist auch so groß genug. Schließlich sieht sich die schlagfertige Anwältin "aller echten Patrioten" zur Schiedsrichterin des Stechens zwischen Nicolas Sarkozy und François Hollande aufgewertet. Weder der Gaullist noch der Sozialist können am 6. Mai ohne die Stimmen der FN-Wähler den Sieg erringen. Folgerichtig werden in der letzten Phase des Wahlkampfs nicht Schuldenabbau und Eurokrise im Vordergrund stehen, sondern Einwanderung, Schutzwälle gegen die Globalisierung, Sicherheitspolitik, Vaterlandsliebe. Le Pen mag aus dem Rennen sein, aus dem Spiel ist sie nicht. Als Königsmacherin kann sie die beiden Gewinner der ersten Runde nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Dass Sarkozy die rechtsnationalen Flötentöne beherrscht, ist bekannt. Doch auch Hollande kann es sich kaum leisten, die Vorzugsthemen der FN-Chefin völlig auszuklammern. Insbesondere die antieuropäischen Töne der Kampagne dürften schriller werden. Die wortgewandte, heute erst 43-jährige Blondine hat ihren Blick bereits nach vorne gerichtet. Auf die im Juni anstehenden Parlamentswahlen natürlich, wo sie endlich Abgeordnetensitze für ihre Partei zu gewinnen hofft. Und auf die Präsidentschaftswahl 2017.
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