Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Maulwurf im Weißen Haus
Bielefeld (ots)
Im Heiligsten der Weltmacht ist Feuer unterm Dach. Haben Spezis aus dem Weißen Haus Journalisten mit sensiblen Informationen gespickt mit dem Ziel, den um seine Wiederwahl ringenden Präsidenten in ein günstiges Licht zu rücken? Nach Lektüre der Berichte über den angeblich sehr persönlichen Anteil Obamas an der Infizierung iranischer Atomfabriken mit dem Computervirus Stuxnet und die von ihm handverlesene Zielsuche für tödliche Drohnenangriffe auf islamistische Terrorpaten kann man schon darauf kommen. In beiden Fällen bleibt ein Eindruck hängen: Der Mann macht in Fragen der nationalen Sicherheit keine Gefangenen.Die reflexartige Reaktion der Republikaner, die beim Amerikabeschützen traditionell das Erstgeburtsrecht beanspruchen - Hilfe! Geheimnisverrat! - ist ebenso verständlich, wie das Krisenmanagement des Weißen Hauses drittklassig ist. Zehn Tage lang ließ das Team Obama die Enthüllungen sehr gelassen und undementiert im Raum stehen. Wohl in der stillen Hoffnung, die Charakterisierung des Chef als "harter Hund" werde sich in Umfragen positiv auswirken. Erst als die Republikaner die Imagepolitur für den Präsidenten dramatisierten, wurde das Justizministerium anstellig. Wer das Weiße Haus in der Sache als Treiber und Getriebenen zugleich vermutet, liegt wahrscheinlich richtig. Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel die wirklichen Probleme des Landes: Schulden, Reformstau, gesellschaftliche Spaltung. Kein einziges davon ist übrigens geheim.
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