Neue Westfälische (Bielefeld): Geheime Geschäfte in Steueroasen Nationaler Egoismus HANNES KOCH, BERLIN
Bielefeld (ots)
Manche Drangsal kann man nicht abschaffen, sondern höchstens eindämmen. Zu diesen Übeln gehört Korruption ebenso wie Steuerflucht. Welche Ausmaße solche illegalen Praktiken weltweit annehmen können, zeigt der aktuelle Fall mit angeblich 130.000 beteiligten Personen in 170 Staaten. Steuerhinterziehung und Kapitalflucht ins Ausland schädigen die Allgemeinheit in den Ländern, aus denen das Geld stammt. Dies wissend, finden es dennoch viele Menschen normal, ihrer Stadt und ihrer Regierung einen fairen Teil des zusätzlichen Einkommens vorzuenthalten. Dieses Phänomen ist nicht nur, aber auch unter Bürgern verbreitet, die besonders gut versorgt sind. Ob ein Gunter Sachs, dessen Namen jetzt im Zusammenhang mit Steuerflucht genannt wird, zehn Millionen pro Jahr an das Finanzamt zahlt oder nicht, macht für seinen Lebensstandard und den seiner Familie keinen Unterschied. Freilich leisten auch die Regierungen zivilisierter Staaten der Steuerflucht Vorschub. Luxemburg und Österreich etwa liefern deutschen Finanzämtern kaum Informationen über Auslandskonten. Auch die Bundesregierung hat es Zypern oder Irland bisher durchgehen lassen, Firmen und Investoren mit Niedrigsteuern abzuwerben. Und die USA sowie Großbritannien pflegen sogar eigene Steueroasen, um ein paar Milliarden zusätzlichen Profits in ihre Finanzzentren zu locken. Nationale Egoismen erschweren die Bekämpfung von Steuerflucht. Denn die Nachteile der einen sind die Vorteile der anderen: In den Zielländern ist das hinterzogene Kapital willkommen. Für Privatpersonen, Firmen und Staaten ist Steuerflucht ein Geschäftsmodell. Um dieses zurückzudrängen, könnten zwei Ansätze helfen: politischer Druck auf die Steueroasen und ein fairer Interessenausgleich nach dem Motto "Lasst uns die zusätzlichen Steuereinnahmen teilen".
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