Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Freispruch für Jonathan Meese Im Sinne der Kunstfreiheit STEFAN BRAMS
Bielefeld (ots)
Schauspieler und Künstler von Charlie Chaplin über Anselm Kiefer bis hin zu Gerhard Polt - um nur einige zu nennen - haben sich unter Verwendung der Nazisymbolik mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt, um das System und seine Funktionsträger zu entlarven. Auch Jonathan Meese hat das getan - wenn auch deutlich weniger überzeugend als die Genannten. Allzu leer und lediglich auf die schnelle Provokation ausgerichtet, wirkt sein ständiger Rückgriff auf die nationalsozialistische Symbolik in seinen Auftritten - inklusive seines Hitlergrußes, der nun vor Gericht verhandelt wurde. Dass das Kasseler Gericht den selbsternannten Kunst-Diktator freigesprochen hat, ist konsequent. Denn die Freiheit der Kunst ist ein hohes Gut. Und zu Recht schützt das Grundgesetz auch Kunstwerke und Kunstaktionen, die einem nicht unbedingt gefallen müssen. Insofern ist der Freispruch für den Performance-Künstler Jonathan Meese ein gutes Urteil für die Kunst. Und es verlegt die Debatte über Meeses Performances aus dem Gerichtssaal dorthin, wo sie eigentlich geführt werden sollte: in die Öffentlichkeit.
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