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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Energiewende Gemeinsam STEFAN SCHELP

Bielefeld (ots)

In Deutschland gebe es mehr Photovoltaik- Anlagen als irgendwo sonst auf der Welt, mokiert sich Philipp Rösler. Widersinnig findet das der Bundeswirtschaftsminister. Recht hat er. Schließlich kommt ja auch kaum einer auf die Idee, Orangen- und Dattelplantagen in Andererseits haben wir alle uns nach Fukushima auf die Fahnen geschrieben, weltweit Vorreiter und treibende Kraft bei der Energiewende sein zu wollen. Und das immerhin ist gelungen! Was allerdings nicht gelungen ist, ist das Management der Energiewende. Denn die Folge der Vielzahl von Sonnenstrom- und Windkraftanlagen in Deutschland ist ja, dass der Anteil der regenerativen Energien - genau wie vom Gesetzgeber gewollt - kräftig in die Höhe gegangen ist. Das lässt die Preise an der Strombörse purzeln, was wiederum zur Folge hat, dass die konventionellen Kraftwerke der Energieriesen plötzlich keine Gelddruckmaschinen mehr sind. In der vergangenen Woche haben Eon und RWE gerade ausgiebig darüber gejammert. Ärgerlich für den Verbraucher ist etwas anderes: Die niedrigen Preise an der Strombörse kommen nicht beim Kunden an. Ein Schelm, wer dabei an schiere Profitmacherei der großen Energiekonzerne denkt. Die nächste Folge ist, dass wegen des gestiegenen Anteils von regenerativen Energien am Mix die EEG-Umlage für die Verbraucher steigt. Die Kanzlerin hatte vor anderthalb Jahren erklärt, diese dürfe nicht über 3,5 Cent pro Kilowattstunde steigen. Im nächsten Jahr werden wir aber möglicherweise schon den doppelten Wert erreichen. Kein Wunder also, dass immer mehr Unternehmen versuchen, sich in die Befreiung von dieser Umlage zu flüchten. 2.000 Namen soll diese Liste inzwischen umfassen. Immerhin sind bei einigen dieser Firmen die Stromkosten inzwischen höher als die Personalkosten. Schade nur, dass keiner von uns Normalbürgern einen solchen EEG-Befreiungsantrag stellen kann. Kein Wunder also, dass alle Parteien nun auf ihre Plakate schreiben, sie wollten für niedrigere Strompreise sorgen. Das Thema eignet sich eben bestens für den Wahlkampf. Schwarz-Gelb will an das EEG-Gesetz als solches heran und es dem heutigen Energiemix anpassen. Die SPD will den Stromversorgern auf die Finger klopfen und droht mit Strafen der Bundesnetzagentur. Für beide Ansätze gibt es gute Gründe. Und für eine Kombination aus beidem erst recht. Noch steht eine Mehrheit der Bundesbürger hinter der Energiewende. Diese Mehrheit sollten die Parteien nicht aufs Spiel setzen. Und wenn tatsächlich alle Parteien die Strompreise reduzieren wollen, dann sollen sie es endlich tun. Um noch einmal auf Philipp Rösler zurückzukommen: Die Energiewende ist eine Aufgabe historischen Ausmaßes. Genauso sollte sie dann auch behandelt werden. Von allen. Gemeinsam.

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