Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Hauptverhandlung gegen Uli Hoeneß Nicht tragbar HUBERTUS GÄRTNER
Bielefeld (ots)
Der Vorsitzende des FC Bayern München, Uli Hoeneß, ist ohne Zweifel ein sehr kluger und erfolgreicher Mann. Es fällt vielen Menschen schwer, seine Causa nicht durch die Vereinsbrille zu betrachten, aber man sollte es trotzdem versuchen. Denn Hoeneß steht nicht wegen irgendwelcher Fußballgeschichten, sondern wegen seiner persönlichen Steuersünden am Pranger. Die Taten hat er durch seine Selbstanzeigen bereits eingeräumt. </DC> Hoeneß, so wird gemeldet, habe sich noch gestern verwundert darüber gezeigt, demnächst vor Gericht erscheinen zu müssen. Das mag man kaum glauben. Auch der Bayern-Boss, der juristisch versierte Berater hat, wird gewusst haben, dass ihn nun eine öffentliche Hauptverhandlung erwartet. Das war bereits am 30. Juli klar, als die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage wegen Steuerhinterziehung erhob. Ähnlich wie zuvor schon die Steuerfahndung, so hatte die Staatsanwaltschaft nach intensiver Prüfung einen hinreichenden Tatverdacht bejaht. Es ist der Regelfall, dass eine Anklage vom Gericht zur Hauptverhandlung zugelassen wird. Weniger erwartbar und umstrittener ist indes die Rückendeckung, die Hoeneß vom Aufsichtsrat des FC Bayern München erfährt. Als der Ex-Postchef Klaus Zumwinkel 2008 nach einer Hausdurchsuchung seinen Rücktritt anbot, bestellte der Aufsichtsrat zwei Tage später einen Nachfolger. Zumwinkel hatte knapp eine Million Euro Steuern hinterzogen, bei Hoeneß stehen drei Millionen zur Debatte. Amtsverzicht ist in solchen Fällen auch ein moralisches Gebot. Der Bundesgerichtshof stellt Steuerhinterzieher mit Betrügern gleich. Jenseits der Schwelle von einer Million Euro dürfe es darum in der Regel nur Haft für solche Personen geben. So weit ist es im Fall Hoeneß noch nicht. Aber im Amt ist "der Uli" eigentlich schon jetzt nicht mehr tragbar.
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