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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Studie zur Lebensqualität in Deutschland Denkanstoß HUBERTUS GÄRTNER

Bielefeld (ots)

Eigentlich haben wir es ja schon länger gewusst. In Deutschland ist die Lebensqualität nicht überall gleich. Es gibt Regionen, die allgemein besser dastehen, und es gibt solche, die abgehängt und aus unterschiedlichen Grünen ins Hintertreffen geraten sind. Ein Münchner Nachrichtenmagazin hat nun ein bundesweites Ranking zur Attraktivität aller 402 Landkreise und Städte vorgelegt. Von diesem Magazin sind wir mehr oder weniger hilfreiche Ranglisten gewohnt. Nicht immer haben sie einen echten Erkenntnisfortschritt gebracht. Auch die neueste "Übersicht" ist kritisch zu hinterfragen. Man darf durchaus schon einmal stutzig werden, wenn in einer bundesweiten Rangliste über die angeblich beste Lebensqualität von den ersten zehn Standorten gleich neun im Bundesland Bayern verortet sind. Nur Biberach in Baden-Württemberg auf Platz neun konnte Bayerns "Durchmarsch" offenbar verhindern. Auch dürfte es immer schwierig sein, große Städte mit ländlichen Regionen hinsichtlich ihrer Lebensqualität zu vergleichen. Dem einen ist die Ruhe in der Provinz heilig, der andere liebt die Hektik und die Vielfalt der Metropolen. Sind hier objektive Kriterien überhaupt zu finden - oder bleibt "Lebensqualität" nicht immer und vor allem eine subjektive Angelegenheit? Trotzdem: Die Autoren der Vergleichsanalyse haben sich die Sache nicht einfach gemacht. Sechs Hauptkategorien sowie 33 Einzelindikatoren wurden von den Wissenschaftlern um den renommierten Sozialforscher Wolfgang Steinle untersucht. Empirisch ist das zunächst einmal kaum zu beanstanden. Die Rangliste sollte daher mindestens als Denkanstoß ver-standen werden. In Nordrhein-Westfalen könnte sie sogar ein Alarmzeichen sein. Viele glaubten vielleicht, dass die Städte an Rhein und Ruhr den Strukturwandel geschafft hätten. Doch nach der längst vergangenen Ära von Kohle und Stahl sind hier offenbar ganz neue Probleme entstanden, die die Attraktivität und Lebensqualität spürbar senken. In OWL marschiert der Kreis Gütersloh vorneweg. Das war zu erwarten. Trotzdem darf sich auch die Region bei ihren Bemühungen um mehr Lebensqualität nicht ausruhen.

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