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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar NRW fordert mehr Qualität von Krankenhäusern Nur Stroh fürs Gold Martin Fröhlich

Bielefeld (ots)

Mancher Geschäftsführer eines Krankenhauses in NRW mag sich vorkommen wie die Müllerstochter im Märchen vom Rumpelstilzchen. Die Anforderung ist in gewisser Weise dieselbe: aus Stroh Gold spinnen. Das Land NRW will die Qualität in den Krankenhäusern im Sinne der Patienten verbessern - gegen dieses gewünschte Gold hat niemand etwas einzuwenden. Auch die Kliniken nicht, wie die Verbände nicht müde werden zu betonen. Das Problem dabei ist das Stroh - die Mittel, die zur Verfügung stehen. Weit mehr als die Hälfte der Kliniken schreibt rote Zahlen. Selbst die, die noch ein Plus erwirtschaften, rechnen über kurz oder lang mit einem Defizit. Mag sein, dass manches Haus sich noch schlanker aufstellen kann. Dass manche Fusion überfällig ist. Dass manches Krankenhaus aufgegeben werden könnte, weil es kaum noch Bevölkerung gibt, die es versorgt. Dennoch bleibt das Geld, das im Gesundheitssystem zur Verfügung steht, knapp. Wenn nun das Land höhere und teurere Kriterien anlegt (und sei es nur als Richtlinie), sich jedoch aus der Frage der Gegenfinanzierung stiehlt, wird eine beträchtliche Zahl von Häusern Angebote aus ihrem Portfolio streichen. Etwa auf Intensivstationen verzichten oder die Zahl der Intensivbetten drastisch reduzieren, weil die wegen des Betreuungsschlüssels nicht zu finanzieren sind. Ohne Intensivstation kann ein Krankenhaus einen Großteil der Behandlungen und Operationen gar nicht mehr wagen. Sie ist das Herzstück. Mit einer reduzierten Anzahl von Intensivbetten könnte es wiederum nur deutlich weniger Eingriffe durchführen. Ganz zu schweigen vom Fall einer echten Grippewelle. Doch warum verlangt es das Land so dringend nach Qualitätsgold? Oder besser: warum jetzt? Andere Bundesländer ziehen da nicht mit. Weil aber die Krankenhausvergütung bundesweit kalkuliert wird, bleibt der NRW-Sonderweg dabei unberücksichtigt. Sollen die Patienten dann wegen fehlender Intensivbetten ihre Operationen in Niedersachsen, Hessen oder Rheinland-Pfalz durchführen lassen, weil man sich dort noch Intensivstationen leisten kann? Dann bleibt nur ein großer Haufen Stroh. Denn Rumpelstilzchen gibt es nur im Märchen.

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