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Neue Westfälische (Bielefeld): Flüchtlinge Perverses Geplänkel FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF

Bielefeld (ots)

Erneut sind Hunderte Menschen im Mittelmeer ertrunken. Männer, Frauen, Kinder auf der Flucht aus ihrer Heimat. Es ist augenscheinlich eine der schlimmsten Flüchtlingstragödien seit der Katastrophe vor der italienischen Insel Lampedusa. Angesichts der Todeszahlen erscheint es pervers, wenn sich deutsche Politiker auf sogenannten Flüchtlingsgipfeln die Verantwortung hin- und herschieben. Im warmen Schoß der Europäischen Union sollte jeder mit Herz und Verstand mal einen Blick über den Zaun werfen. Als Reaktion auf die Freizügigkeit sind die Grenzen der EU inzwischen noch massiver, der Schutz vor Kriminalität und illegaler Migration - also vor Menschen, die unerlaubt einreisen - noch umfassender ausgebaut. Ausgerechnet in der Bundesrepublik steht die Auseinandersetzung über die Aufnahme von Asylbewerbern im Zentrum emotionaler Kontroversen. Doch Pegida hin, AfD her - es ist längst an der Zeit, jenseits aller Ressentiments Wahrheiten aufzulisten. Je dichter der Schutzwall um den Wohlstand Europas herum, je intensiver vor allem die umstrittene Agentur Frontex mit Technik und Personal aufrüstet, desto höher ist die Zahl der Menschen, die bei dem verzweifelten Versuch, die Grenzen zu überschreiten, ihr Leben verlieren. So schätzt das zuständige Kommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen, dass allein im Jahr 2011 mit 1.500 Toten mehr Menschen als je zuvor auf ihrer Flucht über das Mittelmeer ertranken oder auf den Booten dehydrierten. Und das ist nur die Dunkelziffer. Söldner in Uniformen zwingen Flüchtlinge auf hoher See in ihren seeuntauglichen Booten zur Rückkehr - häufig in üble Aufnahmelager, von denen sie alsbald wieder zu ihren riskanten Reisen aufbrechen. In Anbetracht der unerträglichen Zustände vor den Grenzen der EU sind die Einflussmöglichkeiten der landespolitischen Akteure überschaubar, obwohl es sie direkt angeht. In NRW arbeiten sie sich jedoch nur langsam ein, einige erst seit dem Misshandlungsskandal in Burbach. Zudem nutzen sie die Asylfrage für parteitaktisches Geplänkel, indem sie Einwanderer klassifizieren. Von der Würde des Menschen ist das alles weit entfernt.

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