Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kids-Verbraucheranalyse Beruhigender Befund? Wolfgang Mulke, Berlin
Bielefeld (ots)
Die Jüngsten sind keine Generation Bits und Bytes. Sie lesen wie die Generationen vor ihnen gerne Comics, Zeitschriften oder Bücher. Und sie greifen dabei zum bedruckten Papier und nicht zum elektronischen Lesegerät. Auch klassisches Spielzeug ist noch nicht aus der Mode geraten. Brettspiele, Puzzles und Kartenspiele gehören zur Standardausrüstung des Spielzimmers. Das ist ein beruhigender Befund. Zugleich ist die digitale Welt fester Bestandteil des Alltags der Kids. Computer, Laptop und Smartphone begleiten den Nachwuchs schon von der Vorschule an. Dazu kommen viele elektronische Spiel- und Kommunikationsmöglichkeiten. Auch das ist gut so, denn ohne diese spielerisch erlernten Grundkenntnisse kommt bald niemand mehr aus. Den Kindern in Deutschland scheint es materiell so gut zu gehen wie nie zuvor. So sagt es die Kids-Verbraucheranalyse 2015. Doch diese Studie hat einen Haken. Sie ist zwar repräsentativ für die 5,75 Millionen Jungen und Mädchen zwischen 6 und 13 Jahren, sie bildet allerdings nur Durchschnittswerte ab. Ein mittleres Taschengeld von 26 Euro sagt nichts darüber aus, wie viele Kinder gar nichts oder ganz wenig von ihren Eltern bekommen. Für ein korrektes Bild der Lage wäre das wichtig. Denn es steht zu vermuten, dass die 1,6 Millionen Kinder in Hartz-IV-Haushalten bei weitem nicht so gut ausgestattet sind, wie der Durchschnittswert suggeriert. Bei einem realistischen Blick auf die Ausstattung der Sprösslinge ergibt sich kein so beruhigender Befund. Denn die Spaltung der Gesellschaft beginnt erkennbar schon im Kinderzimmer. Einer Mehrheit mögen beste Chancen für den künftigen Lebensweg mitgegeben werden, indem ihr die materiellen Möglichkeiten für eine vielfältige Freizeitgestaltung gewährt werden. Doch einer großen Minderheit bleiben diese Entwicklungschancen verwehrt. Das wirkt sich später in schlechteren Bildungs- und Erwerbsverläufen aus. Von einer heilen Welt kann keine Rede sein, auch wenn der erste Blick dies nahelegt.
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