Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Wirtschaftsforum analysiert Deutschland Nachholbedarf Wolfgang Mulke
Bielefeld (ots)
Mitunter ist es schwer zu sagen, ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist. So verwirrt auch das Ergebnis eines internationalen Vergleichs zur sozialen Ungleichheit. Einerseits attestieren die Forscher Deutschland einen erheblichen Nachholbedarf beim Ausgleich sozialer Unterschiede. Andererseits ist das Wohlstandsgefälle hierzulande noch vergleichsweise gering. In den meisten anderen Ländern geht es viel ungerechter zu. Zur Selbstgefälligkeit gibt es keinen Grund. Denn die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert sich seit Jahren. Das ist bei der Lohnentwicklung der Fall. Da sind gut ausgebildete Spezialisten mit hohen Einkommen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite stehen die Niedriglöhner, die sich gerade so über Wasser halten. Beim Vermögen sind die Unterschiede noch ausgeprägter. Da Erbschaften und Besitztümer in der Regel nur gering besteuert werden, greift das Prinzip der Besteuerung nach der individuellen finanziellen Leistungsfähigkeit nicht genügend. Ohne Veränderungen wird sich die Schere weiter öffnen. Die Ungleichheit führt zu gesellschaftlichen Problemen. Einige Phänomene lassen sich bereits beobachten. Ein beträchtlicher Teil der Bürger aus den unteren sozialen Schichten fühlt sich abgehängt, wählt nicht mehr oder extrem links oder rechts. In den Ballungsgebieten gibt es Verteilungskämpfe um bezahlbaren Wohnraum. Das Klima wir rauer, wie die Proteste gegen die Aufnahme von Flüchtlingen zeigen. Und die Aufstiegschancen für Kinder aus ärmeren Haushalten sind viel schlechter als für die aus gut situierten Familien. Diese Entwicklungen führen allesamt in die falsche Richtung. Wenn der Wohlstand der Gesellschaft insgesamt erhalten werden soll, müssen in der alternden Gesellschaft alle Potenziale der Menschen genutzt werden. Bildung und Aufstiegschancen für alle sind dafür ein zentraler Baustein. Ein zweiter ist die bessere Integration der Zuwanderer, auf die Deutschland immer mehr angewiesen sein wird. Dazu kommt die Aufgabe, auch jenen die Teilhabe am Wohlstand zu ermöglichen, die nicht zu den gut bezahlten Topleuten gehören. Ohne eine stärkere Umverteilung sind diese Aufgaben kaum zu finanzieren. Nötig ist dies aber.
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