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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kriminalität in NRW Jenseits der Wahlkampf-Polemik Lothar Schmalen, Düsseldorf

Bielefeld (ots)

Die Sicherheitslage im Land, die Angst der Menschen vor Kriminellen und deren Taten sind zu einem Hauptthema im NRW-Landtagswahlkampf geworden. Klar, dass der Bericht des Innenministers auf größeres politisches Interesse stößt als in anderen Jahren. Während der Minister vor allem die positiven Zahlen und Erfolge der polizeilichen Ermittlungsarbeit herausstreicht und sie als Erfolge seiner Arbeit verkauft, lässt die Opposition kein gutes Haar an der Entwicklung. Weil es politisch in den Kram passt, wird gleich die ganze Statistik als "Dokument des Scheiterns rot-grüner Innenpolitik" bezeichnet, so der CDU-Innenpolitiker Theo Kruse. Sinnvoller ist es, einen sachlichen Blick auf den Bericht des Ministers zu werfen. Denn das Zahlenwerk enthält Licht und Schatten. Es ist erfreulich, dass nach dem besorgniserregenden Anstieg der Einbrüche in den vergangenen Jahren der Trend hier offenbar gedreht werden konnte. Die Zahlen gingen 2016 spürbar zurück, und die Entwicklung setzt sich augenscheinlich 2017 fort. Dass nicht einmal bei jedem fünften Einbruch Tatverdächtige ermittelt werden können (noch weniger von ihnen können später verurteilt werden), zeigt, dass die Polizei trotz des erfreulichen Rückgangs der Delikte weiter gefordert ist. Besorgniserregend ist die Entwicklung bei Gewalttaten und Sexualdelikten. Vor allem bei letzteren ist der Anstieg so auffallend, dass eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema nottut. Zumal niemand weiß, wie hoch die Dunkelziffer bei diesen schlimmen Straftaten ist. Denn immer noch trauen sich viele Frauen nicht, sexuelle Gewalt, die ihnen angetan wurde, bei der Polizei anzuzeigen - vor allem dann nicht, wenn sich die Gewalt in der Familie abspielt. Insgesamt 49.000-mal schlugen Gewalttäter zu. Die Zahl der Körperverletzungen ist mit 130.000 auf eine neue Rekordhöhe geklettert. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist mit 8,6 Prozent erschreckend - auch wenn die Aufklärungsquote in diesem Bereich mit 87,3 Prozent vergleichsweise hoch ist. Die Zahlen sind Hinweise auf eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft. Um diesem Trend entgegenzutreten, bedarf es weit mehr als einer Wahlkampfdebatte um innere Sicherheit.

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