Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Schutzzonen in Syrien Alles andere als ein Allheilmittel Susanne Güsten, Istanbul
Bielefeld (ots)
Der Plan für die Einrichtung von Schutzzonen für Zivilisten in Syrien ist nur auf den ersten Blick eine gute Idee. Ohne robustes Mandat der Vereinten Nationen und ohne Beteiligung internationaler Friedenstruppen dürfte das Vorhaben statt zu mehr Frieden nur zu einer weiteren Eskalation führen. Dass die wichtige Frage, wer in den Gebieten die Kontrolle übernehmen soll, bisher unbeantwortet ist, spricht Bände. In Syrien gibt es keinen Unparteiischen, der allseits Vertrauen genießt. Alle Akteure sind vielmehr darauf aus, den eigenen Einfluss zu sichern und auszuweiten. Deshalb ist es zum Beispiel kaum zu erwarten, dass die syrischen Kurden bei der Sicherung der Zonen eine Rolle spielen - denn das würde die Türkei nicht zulassen. Die sunnitischen Rebellen in Syrien wiederum lehnen die Beteiligung des schiitischen Iran an dem Plan ab, weil sie eine Stärkung schiitischer Gruppen befürchten. Um den Schutz der Zivilisten geht es den Beteiligten höchstens an zweiter Stelle. Kein Wunder, dass das amerikanische Außenamt erst einmal Details sehen will, bevor es sich auf eine Haltung festlegt. Nach wie vor gilt die deprimierende Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft zwar das Blutvergießen in Syrien beklagt, aber nicht genügend politischen Willen aufbringt, den Krieg zu beenden. Schutzzonen könnten zu einer Schauveranstaltung werden, die den Zerfall Syriens in mehrere Teile beschleunigt und den Konflikt am Ende verlängert, statt ihn zu stoppen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell