Neue Westfälische (Bielefeld): Trump in Riad Ohne Verlass Carsten Heil
Bielefeld (ots)
Auf Donald Trump ist Verlass in seiner Unverlässlichkeit. Unabhängig um welches Themenfeld es geht: Heute spricht er anders als gestern, oft entscheidet er das Gegenteil dessen, was er angekündigt hat. Verlässlich ist bei ihm allein die Unverlässlichkeit. Mit dem Versuch ein grundsätzliches Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimischen Staaten zu erlassen, hat er dem Terror-IS ideologisch in die Hände gespielt, ohne für Amerikaner mehr Sicherheit zu schaffen. Dessen Schergen fühlen sich bestätigt in ihrer Konfrontations-Argumentation. Mit scharfen Angriffen auf Muslime im Wahlkampf hatte Trump Zwietracht gesät. Und jetzt plötzlich in Riad eine differenzierte Argumentation? Alle Achtung. Fast könnte der Eindruck entstehen, dass der US-Präsident im Verhältnis zur islamischen Welt zur Vernunft gekommen sei. Denn seine Rede in Saudi Arabien war durchaus richtig und klug. Klar zu machen, dass muslimische Staaten den islamistischen Terror bekämpfen müssen, wurde höchste Zeit. Meist sitzen die Geldgeber und Unterstützer von IS und anderen islamistischen Terror-Geißeln in Riad, Teheran und Damaskus. Ebenso ist es wichtig zu erklären, dass niemand Interesse daran haben kann, grundsätzliche Feindbilder zwischen Orient und Okzident aufzubauen. Die innerislamischen Konflikte sollten innerislamisch bleiben. Da haben die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit viele Fehler gemacht und mit sinnlosen Interventionen dazu beigetragen, dass diese Kriege ihre böse Brut nach Europa und in die USA schicken. Auch diese Erkenntnis scheint bei Trump neu gewachsen zu sein. Allerdings ist die Hoffnung gering, dass Trump und die amerikanische Administration zur Vernunft gekommen sind. Jedenfalls wurde nichts darüber bekannt, dass der US-Präsident während seines Besuches die saudischen Scheichs eindeutig aufgefordert hätte, die Terror-Unterstützung einzustellen. Denen ist ihre Rivalität mit dem Iran allemal wichtiger und näher als die Sicherheit von Paris, London, Berlin und New York. Statt dessen schließt Trump mit Riad Waffengeschäfte in dreistelliger Milliardenhöhe ab. Der nächste Widerspruch. Die Rede in Riad war also nicht schlecht, allerdings fehlt der Glaube, dass sie irgend eine Folge hat. Heute in Jerusalem und dann in Europa wird Trump wieder andere Schwerpunkte setzen.
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