Neue Westfälische (Bielefeld): Klimawandel Jahrzehnte verplempert Martin Krause
Bielefeld (ots)
In OWL wird es immer trockener, falls die Tendenz der Jahre seit 2007 sich fortsetzt. Macht der Klimawandel die Region zum Ödland? Oder geht der langfristige Trend der vergangenen 76 Jahre weiter? Dann wird es wärmer, schwüler, regnerischer. Es gibt nur wenige Gewissheiten: Der Klimawandel ist in vollem Gange. Der Klimawandel birgt Risiken von apokalyptischem Ausmaß. Und der Klimawandel birgt doch auch Chancen. Eine der ungeklärten Fragen der atmosphärischen Erwärmung lautet: Wie groß ist der menschliche Einfluss? Die Erwärmung hat nicht erst vor 50 Jahren begonnen. In den Alpen setzte die Gletscherschmelze in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Damals gab es kaum 1,5 Milliarden Menschen, keine Autos, keine Kreuzfahrtschiffe. Die industrielle Revolution hatte gerade erst Fahrt aufgenommen. Doch die Alpengletscher schmolzen gewiss nicht, weil zwischen Nürnberg und Fürth eine Dampflokomotive unterwegs war. Vielleicht führt der Klimawandel ja dazu, dass sich karge Regionen in blühende Landschaften verwandeln. Vielleicht ermöglicht die Erwärmung Getreideanbau in Grönland, vielleicht verursacht die erhöhte Verdunstung mehr Regen in der Wüste. Vielleicht: Die Ungewissheit ist die Basis dafür, dass Populisten den Klimawandel bestreiten können und US-Präsident Donald Trump den Ausstieg aus dem Weltklimaabkommen durchsetzen konnte. Eine Idiotie, eine politische Katastrophe, die andere Katastrophen nach sich zieht. Das Risiko von Stürmen, Missernten und Überschwemmungen wird nun wachsen. Schon Anfang der 80er-Jahre wurde vor dem CO2-Problem gewarnt. Doch was ist seither geschehen? Verblüffend wenig. Trotz satter Gewinne hat die Autoindustrie Jahrzehnte verplempert. Und die Politik hat Lippenbekenntnisse abgeliefert, aber wenig Ehrgeiz gezeigt, die Industrie stärker in die Pflicht zu nehmen. Das Gezerre um den Kohleausstieg gestaltet sich ähnlich zäh wie die Verringerung der Spritverbräuche. Unsere Wohlstandsgesellschaften sind wie träge Ozeandampfer. Doch im Klimawandel liegt auch eine Chance: Wenn nicht nur Bangladesch und die Malediven, sondern auch Hamburg und Amsterdam, Schanghai, Rio und Trumps geliebtes New York vom Meeresspiegel bedroht sein werden - dann vielleicht rauft sich die Welt doch noch zusammen. Wind, Wolken und Sonne kennen keine Grenzen. Wird sich die Menschheit angesichts einer grenzenlosen Gefahr zu gemeinsamem Handeln aufraffen?
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