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Neue Westfälische (Bielefeld)

Vor allem Frauen im Niedriglohnsektor¶ Ungerecht¶ Andrea Frühauf¶

Bielefeld (ots)

Es sind ja nur Statistiken. Und die sagen über die Gründe, warum so viele Frauen trotz Vollzeitbeschäftigung im Niedriglohnsektor arbeiten, nichts aus. Aber hinter den Zahlen verbergen sich noch immer sehr traditionelle Rollenverteilungen. Es sind noch immer vorwiegend Frauen, die wegen der Kindererziehung im Berufsleben kürzer treten müssen. Jede vierte Vollzeitbeschäftigte in Ostwestfalen-Lippe arbeitet im Niedriglohnsektor und verdient netto so wenig, dass das Geld zum Lebensunterhalt kaum reicht. Eine alarmierende Zahl. Bei den Männern ist nur knapp jeder siebte Vollzeitbeschäftigte betroffen. Und viele Frauen verdienen noch weniger. Sie arbeiten aus familiären Gründen nur als Teilzeitkräfte - oder auch als Mini-Jobberinnen für 450 Euro im Monat und erwerben nicht mal Rentenansprüche. Damit sind viele Betroffene von ihrem Mann, der in der Regel der Haupternährer ist, finanziell abhängig. Die Frage, warum weit mehr Frauen als Männer trotz 40-Stunden-Woche so wenig verdienen, muss erlaubt sein. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit und der Wertschätzung von weiblichen Arbeitskräften. Der hohe Anteil weiblicher Vollzeitkräfte im Niedriglohnsektor liegt nicht allein an mangelnder Ausbildung vieler Frauen. Davon sind auch Männer betroffen. Dass der Anteil der Frauen im Niedriglohnsektor im Kreis Paderborn so groß ist, ist eben nicht darauf zurückzuführen, dass viele Frauen als ungelernte oder angelernte Kräfte in der Produktion von Industrieunternehmen arbeiten. Nach Angaben der Arbeitsagentur arbeiten dort nur sehr wenige Frauen. Gerade in ländlichen Regionen sind viele Arbeitnehmerinnen in der personenbezogenen Dienstleistungsbranche beschäftigt. Doch die Löhne für angestellte Floristinnen und Friseurinnen sind auf dem Land noch bescheidener als in Großstädten. Die Einkommen im Kreis Höxter sind insgesamt niedriger als im Landesschnitt. Und die Chefrolle in den vielen kleinen Betrieben übernimmt meist der Mann. Wenigstens sind auch die Lebenshaltungskosten auf dem Land niedriger, mögen Kritiker tröstend einwenden. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass Frauen auch auf dem Land von Niedriglöhnen weit mehr betroffen sind als Männer. Das kann sich eine Gesellschaft nicht leisten. Arbeitgeber brauchen weibliche Arbeitskräfte und sie sollten Tariflöhne zahlen, die Frauen das Recht auf eine gerechte Entlohnung geben. Stattdessen flüchten immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung und entledigen sich sozialer Verpflichtung. ⋌ ⋌ 

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