Deutschland wartet auf den Impfstoff gegen Corona¶ Ein Pieks alleine reicht nicht¶
Bielefeld (ots)
Matthias Bungeroth¶
Die Vorbereitungen für eine Impfung der Bevölkerung gegen das Coronavirus laufen auf vollen Touren, die Impfstraßen in Ostwestfalen-Lippe sind im wesentlichen bereit für die ersten Patientinnen und Patienten. Doch wo bleibt der Impfstoff des Herstellers Biontech und Pfizer hierzulande, der in Großbritannien bereits seit dem 8. Dezember mit einer Notzulassung insbesondere älteren Menschen injiziert wird? Das werden sich viele Bundesbürger fragen. Die Antwort ist einfach: Deutschland und die anderen EU-Staaten warten auf den regulären Abschluss des Prüfungsverfahrens der dafür zuständigen europäischen Behörde EMA. Das ist gut und richtig so, denn es schafft Vertrauen in den Prozess, wenn die Experten dort sich die Ergebnisse der dritten Testphase mit rund 44.000 Teilnehmern genau anschauen und dann nach einem vorher festgelegten Verfahren eine reguläre Zulassung erteilen. Dies soll bis Ende des Monats geschehen. Das Thema "Impfen", es ist mittlerweile zu umstritten als dass man gerade am Zulassungsverfahren aus politischen Gründen "drehen" sollte, um den Impfstart ein paar Tage früher möglich zu machen. Der britische Premier Boris Johnson sah sich hier innenpolitisch in einer enormen Drucksituation. Ihm wird schon seit vielen Monaten zu lasches Handeln in der Corona-Pandemie vorgeworfen. Rund 61.000 Menschen starben in Großbritannien bisher im Zusammenhang mit der Pandemie. Es ist deshalb grundsätzlich gut, dass ein lange ersehnter Impfstoff nun verfügbar ist. Schwere Krankheiten wie die Kinderlähmung hätten ohne den Einsatz dieses Immunisierungsverfahrens nicht wirksam bekämpft und ausgerottet werden können. Aber es spricht gleichzeitig viel für eine freiwillige Impfung in einer freiheitlichen Demokratie. Genauso wie vieles dafür spricht, die Eigenverantwortung und Solidarität in Zeiten einer Pandemie ganz oben auf die Prioritätenliste unseres Handelns zu setzen. Denn eines ist klar: Nur mit einem Pieks alleine, der nach drei Wochen wiederholt werden muss, ist Corona nicht zu bewältigen. Leider haben wir in den jüngsten Wochen sehen müssen, dass es Teile der Bevölkerung mit der Reduzierung sozialer Kontakte und der Einhaltung der Hygieneregeln nicht so genau genommen haben. Die Folgen kennen wir. Selbst wenn wir einen Impfstoff ein paar Tage früher hätten einsetzen können, hätte dies den sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen kaum verhindern können. Nur, wenn wir alle sinnvollen Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus gleichermaßen ausschöpfen, werden wir uns dem Licht am Ende des Tunnels schneller nähern. Eine Impfung gehört dazu.
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