Bundeskanzlerin sieht in Corona eine Jahrhundertkatastrophe¶ Merkels Richtlinie¶
Bielefeld (ots)
Thomas Seim¶ Die Bundeskanzlerin erklärt sich und die Corona-Strategie ihrer Bundesregierung. Es war höchste Zeit dazu. Zwar rechnen 70 Prozent der Menschen im Land ohnehin mit einer Verlängerung von Einschränkungen über den 14. Februar hinaus. Aber in den vergangenen Wochen wuchs in der Bevölkerung die Unzufriedenheit mit den Entscheidern in Bund und Ländern. Es entstand immer stärker der Eindruck, die Verantwortlichen wollten schneller durchregieren, ohne sich lange mit den Bedenken und Nachfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger zu beschäftigen und ihnen ihre Politik zu erklären.Angela Merkel neigt als Naturwissenschaftlerin ohnehin dazu, politische Entscheidungen als alternativlos darzustellen und sie damit dem politischen Streit um die bessere Lösung einfach zu entziehen. Nun allerdings hat sie mit ihrem Auftritt in Berlin erstmals öffentlich erklärt, dass die Strategie der Bundesregierung im Kampf gegen Corona politisch und nicht ausschließlich wissenschaftlich begründet ist.Dieser Abschied von ihrer Alternativlos-Logik ist richtig. Die Kanzlerin konnte dafür gute Gründe nennen. Vor die Alternative gestellt, eine Immunisierung der Bevölkerung durch eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus zuzulassen oder sie durch Impfungen und Schutzmaßnahmen wie den Stillstand öffentlichen Lebens zu ermöglichen, hat sie die Richtungsentscheidung für den Schutz der Bevölkerung durch Kontrolle und Impfstoffe vorgegeben. Man kann sich dieser Argumentation angesichts der zum Teil dramatischen Gefährdung insbesondere älterer Menschen durch Corona nicht entziehen.Auch die Einordnung der Corona-Pandemie als "Jahrhundertkatastrophe" macht die Einschränkungen im öffentlichen Leben nachvollziehbar. Merkel hat diesem erschreckenden Urteil gestern zugleich eine erste erlösende Perspektive gegeben. Zwar wird Mitte Februar nicht alles vorbei sein, aber erste Erleichterungen für Kitas und Schulen wird es dann wohl geben können, auch Friseure und der Einzelhandel können darauf hoffen. Verbunden bleibt dieses mit der Mahnung zur Vorsicht wegen der Corona-Mutationen. Das Erklären von Politik ist die Hauptaufgabe der Regierungschefin. Viel zu lange hat sie dies vernachlässigt. Nun hat Merkel sich korrigiert. Das ist ein klares Richtlinien-Signal der Kanzlerin - auch an die Ministerpräsidenten. Ein Ende der drastischen Einschränkungen wird erst möglich, wenn zum Ende des Sommers jeder Bürgerin und jedem Bürger ein Impfangebot gemacht worden ist. Das Ende des Sommers ist der 21. September. Fünf Tage später gehen mit der Bundestagswahl auch Merkels 16 Jahre im Kanzleramt zur Neige.
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