Druck im Kessel
Kommentar von Jens Kleindienst zum Fernwärmegipfel
Mainz. (ots)
Mit ihrem "Fernwärmegipfel" haben Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bauministerin Klara Geywitz erkennbar das Ziel verfolgt, in der Heizungsdebatte wenigstens ein bisschen Druck aus dem Kessel zu nehmen. Ob das gelungen ist? Na ja. Wer hat schon etwas von dem Hinweis, als Bezieher von Fernwärme könne man das Thema Heizen abhaken? Eben: nur diejenigen, die heute schon an solch einer langen Leitung hängen - und dafür im Übrigen teilweise saftige Preise zahlen. Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hat davon nichts; daran ändern auch die 100.000 Neuanschlüsse, die Jahr für Jahr hinzukommen sollen, erst einmal wenig. Damit soll nicht gesagt sein, dass der Ausbau der Fernwärme ein unsinniges Vorhaben wäre. Natürlich hilft Fernwärme, vorausgesetzt, die neuen Heizkraftwerke arbeiten größtenteils klimaneutral. Gerade in verdichteten Innenstadtquartieren darf Habecks Heizungsgesetz nicht dazu führen, dass jede und jeder eine eigene Wärmepumpe in den Hof oder vor die Tür setzt. Verlärmung und ästhetische Verschandelung bester Wohnlagen wären die Folge. Also: Fernwärme beziehungsweise kollektive Lösungen für ganze Häuserblocks sind das Gebot. Damit das funktionieren kann, brauchen alle Beteiligten jedoch Planungssicherheit. Hier kommt die kommunale Wärmeplanung ins Spiel. Es ist dringend geboten, jeweils vor Ort genau zu schauen, was in Sachen Wärme geht und was nicht. Und dann müssen noch die entsprechenden Investitionen angeschoben werden - ein Kraftakt. Das hat die Ampel-Koalition erkannt und will mit einem Gesetz die kommunale Wärmeplanung zur Pflicht machen. Das Problem ist, dass dieses Gesetz eigentlich am Beginn der Wärmewende hätte stehen müssen, weil es die Rahmenbedingungen für alles definiert, was danach kommt. Nun kommt alles auf einmal, und der Druck im Kessel steigt bedenklich.
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