Wenig Hilfe für die Kinder: Bildungs-und Teilhabepaket nur zu 60 Prozent ausgeschöpft
Hamburg (ots)
Die finanziellen Hilfen des Bundes kommen immer noch nicht vollständig bei sozial schwachen Kindern an. Nach Recherchen des Radioprogramms NDR Info sind im vergangenen Jahr rund 40 Prozent des Geldes aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) ungenutzt geblieben. Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) kann demzufolge mit einer Rückzahlung in dreistelliger Millionenhöhe rechnen.
Eine Abfrage des Senders in den Bundesländern sowie den norddeutschen Kommunen ergab, dass sich die Inanspruchnahme gegenüber 2011 verbessert hat. Auffällig sind jedoch die großen Unterschiede in den Ländern und Kommunen. Am wenigsten wurde für die Leistungen, zu denen beispielsweise Nachhilfe, Klassenfahrten oder der Besuch im Sportverein gehören, in Berlin (37 Prozent), Sachsen-Anhalt (44 Prozent), Brandenburg (50 Prozent) und Bayern (56 Prozent) ausgegeben. Am meisten profitierten Kinder in Bremen und Hamburg vom Bildungs- und Teilhabepaket.
Für den Präsidenten des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, ist das BuT von Anfang an eine Missgeburt: "Auch die Nachbesserungen vom März dieses Jahres werden daran nichts ändern. Der Staat misstraut armen Familien, und da liegt das eigentliche Problem." Als einziges Land hat Bremen sogar 800.000 Euro mehr ausgegeben, als es vom Bund bekommen hat. Hamburg hat etwa 80 Prozent aus dem Bildungs-und Teilhabepaket genutzt. Dort wurden bürokratische Hürden abgebaut.
Im Mittelfeld liegen Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen. Dort hat offenbar etwa jedes dritte Kind von dem Bildungspaket profitiert. Die Ergebnisse aus den einzelnen norddeutschen Kommunen zeigen im Detail, dass sich einige Regionen intensiv darum gekümmert haben, dass Kinder und Jugendliche von den Leistungen profitieren können. Besonders intensiv genutzt wurde das BuT in den Kreisen Göttingen, Hildesheim, Holzminden, Nienburg, Lüchow-Dannenberg, Heidekreis, Uelzen, Oldenburg und Osnabrück. Auch dort wurden bürokratische Hürden abgebaut, verstärkt Schulsozialarbeiter und spezielle Lotsen eingesetzt. Bis zu 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen erhielten Leistungen. In Schleswig-Holstein wurden in Plön und Nordfriesland bis zu 80 Prozent der BuT-Leistungen aufgebraucht, von anderen Kreisen fehlen die Daten. In Mecklenburg-Vorpommern antwortete die Hälfte der Kreise, die Inanspruchnahme lag 2012 im Durchschnitt in den Kreisen Parchim-Ludwiglust, der Mecklenburgischen Seenplatte, Nordwestmecklenburg und Rostock nur bei etwa 40 Prozent.
Insgesamt hat der Bund nach Angaben des Bundessozialministeriums den Ländern im Jahr 2012 rund 900 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit sollten sie Kinder aus sozial schwachen Familien unterstützen. Bis zum 31. März müssen die Länder an das Bundesarbeitsministerium melden, wie viel Geld sie tatsächlich ausgegeben haben und die nicht verbrauchten Mittel im Laufe des Jahres zurückzahlen.
Die Länder Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Nordrhein-Westfalen haben ihre Daten bis nicht fristgerecht geliefert.
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Detaillierte Auswertungen ab Dienstag, 2. April, bei NDR.de/info.
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