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NDR-Umfrage: Kopf-an-Kopf-Rennen mit wechselnder Führung - NPD auf Sprung in den Schweriner Landtag

Hamburg (ots)

Zwei Wochen vor der Landtagswahl in
Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich immer noch kein eindeutiges 
Stimmungsbild ab. Bei einem Urnengang zum jetzigen Zeitpunkt würden 
sich CDU und SPD weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, derzeit 
mit einem leichten Vorteil für die Union. Die CDU hätte momentan 
einen Stimmenanteil von 31 Prozent in Aussicht, sie legt im Vergleich
zur Vorwoche 1 Punkt zu. Die SPD könnte mit 30 Prozent rechnen (-1 ).
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Infratest 
dimap im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks. Die Linke.PDS als 
drittstärkste Partei verliert 2 Punkte und würde 21 Prozent der 
Zweitstimmen erreichen. Die FDP könnte mit unverändert 6 Prozent 
rechnen. Auf den gleichen Stimmenanteil käme aktuell auch die NPD, 
der damit erstmals in Mecklenburg-Vorpommern der Einzug in den 
Schweriner Landtag gelänge. Das Wählerpotential der NPD liegt im 
Augenblick deutlich über 6 Prozent. Zwei Wochen vor der Wahl gibt 
jeder zehnte Wahlberechtigte (10 Prozent) an, seine Stimme in jedem 
Fall (4 Prozent) oder möglicherweise (6 Prozent) der NPD zu geben. 
Ausgesprochen groß fällt das rechte Wählerpotenzial dabei unter den 
jungen Wahlberechtigten (24 Prozent) sowie unter den Erwerbslosen (23
Prozent) aus. Andere Parteien würden momentan an der Fünfprozenthürde
scheitern, darunter die Grünen mit 4 Prozent (+1). Trotz der Verluste
könnten SPD und Linke.PDS ihre rotrote Koalition fortsetzen.
Im Vergleich zur Landtagswahl 2002 hat sich die wirtschaftliche 
Stimmung in Mecklenburg-Vorpommern verbessert. 16 Prozent äußern sich
wohlwollend zur ökonomischen Situation im Bundesland (gegenüber 7 
Prozent im Jahre 2002). Die überwiegende Mehrheit von 83 Prozent aber
hält die wirtschaftliche Situation nach wie vor für weniger gut (51 
Prozent) bzw. schlecht (32 Prozent). Die Einschätzung der eigenen 
finanziellen Lage fällt allerdings kritischer aus als noch vor vier 
Jahren. Nach 59 Prozent in 2002 beschreibt aktuell nur gut jeder 
Zweite (53 Prozent) seine finanzielle Situation als sehr gut bzw. gut
. Insgesamt 47 Prozent charakterisieren ihre finanzielle Lage dagegen
mittlerweile als weniger gut oder schlecht. Insbesondere unter den 
Rentnern ist die finanzielle Zufriedenheit deutlich gesunken.
Die insgesamt nur geringe wirtschaftliche Zufriedenheit geht mit 
dem gewachsenen Eindruck einher, dass Mecklenburg-Vorpommern den 
anderen neuen Bundesländern hinterhinke. Nach 53 Prozent in 2002 
beklagen nunmehr sechs von zehn Befragten (58 Prozent), die 
wirtschaftliche Lage in ihrem Land sei schlechter als anderswo in 
Ostdeutschland. Drei von zehn (32 Prozent) betrachten die Lage in 
Mecklenburg-Vorpommern als in etwa vergleichbar, nur 4 Prozent sehen 
den Nordosten im vorderen Feld der neuen Länder. Dass sich 
insbesondere die schwierige Situation am Arbeitsmarkt kurzfristig 
ändern könnte, glaubt nur jeder Siebte (14 Prozent). 41 Prozent gehen
dagegen von einer kaum veränderten Arbeitsmarktlage binnen der 
nächsten zwölf Monate aus, 44 Prozent, darunter überdurchschnittlich 
viele Arbeitslose, rechnen mit einer weiteren Verschlechterung am 
Arbeitsmarkt.
In dieser Situation hat es die rot-rote Landesregierung im 
Bürgerurteil nicht leicht. Mit den Anstrengungen der Landesregierung 
bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist weniger als jeder Zehnte 
(8 Prozent) zufrieden. Das wirtschaftspolitische Engagement von 
Rot-Rot wird mit 29 Prozent eher honoriert. Dies gilt auch für die 
Schul- und Bildungspolitik (23 Prozent). Eine mehrheitlich positive 
Bilanz ziehen die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern jedoch bei der 
inneren Sicherheit (58 Prozent) sowie bei der Weiterentwicklung der 
Verkehrsinfrastruktur (70 Prozent).
In der Gesamtschau überwiegt nach der NDR-Umfrage auch gut zwei 
Wochen vor der Wahl die Unzufriedenheit mit Rot-Rot. Zum Schweriner 
Kabinett äußern sich aktuell zwei von drei Wahlberechtigten (62 
Prozent) kritisch. Nur jeder Dritte (35 Prozent) ist mit der 
Regierungsarbeit  zufrieden. Damit bleibt Rot-Rot weiterhin hinter 
den 2002 erreichten Zufriedenheitswerten zurück. Die Erwartungen an 
einen Regierungswechsel zugunsten der CDU sind gegenüber der Vorwoche
etwas gestiegen. Sie liegen jedoch nicht höher als vor vier Jahren. 
Nach 22 Prozent in der Vorwoche trauen aktuell 27 Prozent einer 
unionsgeführten Landesregierung zu, die anstehenden Probleme und 
Aufgaben in der Regierung insgesamt besser anzupacken. Jeder Zweite 
(50 Prozent) bezweifelt dies.
Der Ministerpräsident  Harald Ringstorff ist nicht nur der 
bekannteste (bei 95 Prozent), sondern auch der beliebteste der 
abgefragten Politiker: 57 Prozent der Wahlberechtigten äußern sich 
wohlwollend über ihn, 38 Prozent kritisch. Auch sein 
christdemokratischer Herausforderer Seidel bekommt mehrheitlich gute 
Noten (37/25 Prozent). Gleiches gilt für Wolfgang Methling von 
Linke.PDS (42/29 Prozent). Die Popularität des amtierenden 
Ministerpräsidenten spiegelt sich in der gegenüber 2002 kaum 
veränderten Bewertung seiner Amtsführung. Für zwei Drittel der 
Wahlberechtigten (68 Prozent) ist Harald Ringstorff ein guter 
Ministerpräsident. Dass auch der CDU-Herausforderer diese Aufgabe 
ausfüllen kann, glauben 44 Prozent. Im direkten Vergleich der beiden 
Kandidaten für das Amt des Regierungschefs entscheiden sich wie in 
der Vorwoche 53 Prozent für Harald Ringstorff. Jürgen Seidel legt 
leicht zu (+3). Er hätte bei einer Direktwahl die Unterstützung von 
nunmehr 33 Prozent in Aussicht.
Keine eindeutige Präferenz ergibt sich bislang bei der Frage nach 
der gewünschten Koalition nach der Landtagswahl. Weiterhin setzt ein 
Drittel der Wahlberechtigten auf ein Bündnis aus SPD und Linke.PDS 
(34 Prozent, +1), drei von zehn plädieren für eine Koalition von SPD 
und CDU (30 Prozent, -2) und jeder Vierte (24 Prozent) für ein 
Kabinett aus CDU und FDP.
Eine ganz entscheidende Bedeutung für den Wahlausgang wird 
letztlich die Wahlbeteiligung haben. Das Interesse an der 
Landtagswahl fällt zwei Wochen vor dem Urnengang dramatisch niedriger
aus als 2002, als zeitgleich auch die Bundestagswahl stattfand. 
Bekundeten vor vier Jahren 68 Prozent ihr Interesse, äußert diesmal 
nur weniger als jeder Zweite (47 Prozent), er sei sehr (10 Prozent) 
bzw. stark an der Landtagswahl interessiert. Mehr als die Hälfte (53 
Prozent) zeigt sich weniger (39 Prozent) oder gar nicht interessiert 
(14 Prozent). Besonders niedrig fällt das Wahlinteresse bei den 
jungen Wahlberechtigten aus.
Obwohl es am 17. September um die Neubestimmung des Landtages 
geht, steht in der Entscheidung, ob man zur Wahl geht und wen man 
letztlich wählt, nur für sechs von zehn (56 Prozent) die 
Landespolitik eindeutig im Vordergrund. Drei von zehn (30 Prozent) 
wollen dagegen ihre Entscheidung vornehmlich an der Bundespolitik 
ausrichten. Für weitere 13 Prozent haben Landes- wie Bundespolitik 
eine gleich große Bedeutung.
Während für das Amt des Ministerpräsidenten der SPD-Politiker klar
bevorzugt wird, setzen die Wahlberechtigten mit Blick auf das 
Kanzleramt eher auf die CDU-Frau. Bei einer Direktwahl des 
Bundeskanzlers könnte Angela Merkel, die auch ihren 
Bundestagswahlkreis im Nordosten hat, auf die dortige Unterstützung 
jedes Zweiten (51 Prozent) setzen. Einen möglichen Herausforderer 
Beck würden 30 Prozent der Wahlberechtigten favorisieren. 
Deutschlandweit beträgt der Vorsprung von Merkel vor Beck nur 7 
Punkte (43:36 Prozent).
Nach den gescheiterten Bombenanschlägen auf zwei Regionalzüge in 
Nordrhein-Westfalen ist deutlich geworden, dass auch Deutschland 
Zielscheibe von Terroristen werden kann. Wie bundesweit, glauben auch
in Mecklenburg-Vorpommern zwei Drittel (68 Prozent) nicht, Opfer 
eines Terroranschlages in Deutschland zu werden. Drei von zehn (31 
Prozent) allerdings befürchten dies durchaus. Die Terrorangst ist 
überdurchschnittlich groß bei älteren Bürgern. Im Rostocker Prozess 
gegen Kriminelle aus dem Rotlichtmilieu hat das Gericht dem 
Hauptangeklagten Strafminderung in Aussicht gestellt, wenn er ein 
umfassendes Geständnis ablegt und damit zur weiteren Aufklärung 
beiträgt. Dieses Vorgehen stößt in Mecklenburg-Vorpommern auf großes 
Unverständnis. 69 Prozent betrachten eine solche Absprache als 
prinzipiell nicht angemessen, nur drei von zehn (27 Prozent) 
unterstützen sie.
Hinweis an die Redaktionen: Alle Ergebnisse der Umfrage sind bei 
Nennung der "Quelle:Infratest dimap im Auftrag des NDR" zur 
Veröffentlichung freigegeben und im Internet unter www.ndr.de/wahl 
abrufbar.
1. September 2006

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