BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
BDI: Wachstum von einem Prozent erreichbar
Berlin (ots)
- Exportwachstum von mindestens drei Prozent - Große Chancen für Exporte nach China - Ganzheitliches Konzept für die Energiewende nötig - Wettbewerbsfähigkeit muss in ganz Europa im Fokus stehen
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet im Laufe des Jahres eine zunehmende Dynamik der Konjunktur. "Der BDI hält in diesem Jahr einen BIP-Zuwachs in der Größenordnung von einem Prozent für erreichbar. Das setzt allerdings zweierlei voraus: dass krisenhafte Zuspitzungen an den globalen Finanzmärkten ausbleiben und dass von der Wirtschaftspolitik keine weiteren Belastungen für unsere Unternehmen ausgehen." Das sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel am Montag auf der Hannover Messe.
Die Binnennachfrage bleibe stark, neben den Konsum träten zunehmende private und gewerbliche Bauaufträge sowie weitere Investitionen der Unternehmen. Die Lage am Arbeitsmarkt entspanne sich weiter. "Die Industrie schafft gegenwärtig rund 500 neue Arbeitsplätze täglich", unterstrich Keitel.
Für den Export würden wie in den vergangenen Jahren die stärksten Wachstumsimpulse von den Schwellenländern ausgehen - auch vom Messe-Partnerland China. Dämpfend auf das weltweite Wachstum wirke dagegen die Entwicklung in Europa. "Insgesamt rechnet der BDI für das laufende Jahr mit einem Exportzuwachs von mindestens drei Prozent, mit steigender Tendenz im Jahresverlauf", so Keitel. Die Importe dürften 2012 mit knapp vier Prozent stärker zunehmen als die Exporte. Dies liege vor allem an steigenden Öl- und Rohstoffpreisen.
Deutschland sei das einzige Industrieland, das seinen Anteil am Welthandel seit 2000 zwischen acht und zehn Prozent halten konnte: Aktuell seien es 8,1 Prozent. Zu Deutschlands Stärken gehöre die regionale Diversifizierung seiner Absatzmärkte.
Mit keinem Land der Welt seien die außenwirtschaftlichen Verflechtungen so stark gewachsen wie mit China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und dem Partnerland der diesjährigen Hannover-Messe. Von 2000 bis 2011 habe sich das deutsch-chinesische Handelsvolumen etwa verfünffacht - auf 140 Milliarden Euro.
2011 sei China als Abnehmer deutscher Exporte vom siebten auf den fünften Platz aufgerückt. Trotz gesunkener Wachstumsprognosen biete das erwartete Wachstum Chinas von gut acht Prozent weiterhin große Chancen für deutsche Exporte. "Das gilt in besonderem Maße für klimaschonende und energieeffiziente Technologien, die in China dringend benötigt werden", hob der BDI-Präsident hervor.
Bei den Einfuhren nach Deutschland war China 2011 der zweitwichtigste Lieferant. Zunehmend verkauften chinesische Anbieter Produkte, die für die deutsche Industrie und Produktion bestimmt seien. Vorleistungsgüter machen 29 Prozent aus, der Anteil der Investitionsgüter bereits 37 Prozent. Keitel: "China müht sich, auf der Wertschöpfungskette nach oben zu klettern. Wir müssen uns anstrengen, um unseren Vorsprung zu sichern."
Zu den Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland zählt für Keitel die Energiewende: "Die deutsche Industrie trägt die Energiewende voll mit. Damit diese Wende ein Erfolg wird, müssen viele Weichen und Stellschrauben klug verzahnt werden. Die Industrie ist als größter Stromkunde auf eine sichere, saubere und bezahlbare Stromversorgung angewiesen", unterstrich Keitel.
Der BDI-Präsident begrüßte, dass die Bundesregierung die Idee eines regelmäßigen Monitorings aufgegriffen habe. "Es handelt sich um ein sinnvolles Kontrollinstrument - allerdings ist es ein Blick in den Rückspiegel. Wir brauchen zusätzlich in die Zukunft gerichtete Indikatoren, die uns rechtzeitig warnen, wenn etwas schief zu laufen droht."
Schon jetzt zeichne sich die Gefahr einer umfassenden Subventionsmaschine zu Lasten der Stromkunden ab - gewerblichen und privaten. "Wettbewerbselemente und der Anreiz zu innovativen Lösungen geraten immer mehr ins Hintertreffen", kritisierte Keitel. "Dabei können nur Wettbewerb und Innovationen bewirken, dass die Energiekosten bezahlbar bleiben. Und nur technologisch wettbewerbsfähige Lösungen taugen als Vorbild für das Ausland. Nur sie bringen die Exportchancen, die wir uns von der Energiewende erhoffen."
"Der Schlüssel zu mehr Wachstum und Wohlstand ist in einer globalisierten Welt die Wettbewerbsfähigkeit. Sie muss im Fokus stehen. Nicht nur Deutschland braucht eine vernünftige Industriepolitik im Sinne kluger Rahmensetzung: Ganz Europa braucht dringend eine marktorientierte Industriepolitik", hob Keitel hervor.
Diese müsse die richtigen Anreize setzen für mehr private Investitionen. Keitel: "Es gibt noch zu viele, die glauben, man könne Wachstum durch staatlich finanzierte Konjunkturprogramme schaffen. Das ist der falsche Weg - gerade in Zeiten, in denen die öffentlichen Haushalte schon überdehnt sind und die öffentlichen Schulden steigen."
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