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BDI Bundesverband der Deutschen Industrie

BDI-Präsident Rogowski: Silberstreif am Konjunkturhimmel, aber kein Anlass zur Euphorie

Berlin (ots)

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbessert
sich allmählich und ist damit ein erster Hoffnungsschimmer. Trotz
ermutigender Signale muss jedoch vor Konjunktureuphorie gewarnt
werden." Dies erklärte Michael Rogowski, Präsident des
Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), anlässlich einer
Präsentation der diesjährigen BDI-Konjunkturperspektiven.
Große Risiken prägen weiterhin das außenwirtschaftliche Umfeld,
die jedoch im Jahresverlauf geringer werden könnten. Die USA dürften
mittlerweile aus dem Gröbsten heraus sein. Nach einem insgesamt noch
schwachen ersten Halbjahr könnte der Funke der weltwirtschaftlichen
Erholung dann auch auf Deutschland überspringen, so dass im zweiten
Halbjahr das Wirtschaftswachstum allmählich nach oben zeige, so
Rogowski. Aber selbst wenn der Motor der Weltwirtschaft wieder
anspringe, sei nicht gesichert, ob die deutsche Wirtschaft
gleichermaßen schnell und stark davon profitiere. Die Exporttätigkeit
dürfte sich zunächst wohl weiter abschwächen, bevor in der zweiten
Jahreshälfte eine allmähliche Erholung einsetzen könnte.
Überdies seien angesichts des schockartigen Absatzeinbruchs nicht
wenige Investitionsentscheidungen von den Unternehmen storniert,
massive Kostensenkungsprogramme aufgelegt und Stellen abgebaut
worden. Die Unternehmen würden nun vorsichtiger agieren, zumal nicht
gesichert sei, ob es sich bei der sich abzeichnenden Erholung um eine
nachhaltige Entwicklung handele. "Die leichte Stimmungsaufhellung
muss zunächst von harten Fakten untermauert werden, insbesondere
durch Aufträge und Produktion,", betonte der BDI-Präsident. "Für die
Industrieproduktion wird im Jahresdurchschnitt 2002 bestenfalls ein
leichtes Plus herausspringen".
Ohne nachhaltige Erholung in der Industrie werde es keine
Konjunkturbelebung auf breiter Basis geben. "Selbst unter günstigen
Umständen wird daher das gesamtwirtschaftliche Wachstum kaum mehr als
1/2 % erreichen. Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns und ein
noch schwierigeres vor uns", erklärte Rogowski.
Wenn die Bundesregierung eine wachstumsfördernde Politik
eingeschlagen hätte, dann hätte die deutsche Wirtschaft den Dämpfer
der nachgebenden Weltkonjunktur leichter verkraftet, kritisierte der
BDI-Präsident. Stattdessen sei der Arbeitsmarkt in Deutschland durch
zahlreiche weitere Regulierungen regelrecht eingemauert worden. "Dies
waren in Wahrheit Bündnisse gegen die Arbeitslosen und für die
Schwarzarbeit", so Rogowski. Es sei zutiefst bedauerlich, dass es in
den Bündnisgesprächen nicht zu einer Verständigung über Leitlinien
für die Tarifrunde kam. Dies habe der DGB zu verantworten. "Da
brausen nun zwei Züge aufeinander zu. Man kann nur hoffen, dass es
gelingt, den Zug mit der Nr. 6,5 noch rechtzeitig zu bremsen, sonst
ist vom Konjunktur-Silberstreif bald nichts mehr zu sehen.
Nur eine Politik der "entschlossenen Hand" mit einem erkennbar
längeren Zeithorizont stabilisiere die Erwartungen von Investoren und
Verbrauchern und schaffe so die Voraussetzungen für einen höheren
Wachstumspfad in Deutschland, forderte Rogowski. Vor allem müsse es
darum gehen, wieder mehr Wertschöpfung am Standort Deutschland
rentabel zu machen. "Die wahre Krankheit, unter der die deutsche
Wirtschaft leidet, ist ein zu niedriges Wirtschaftswachstum und eine
zu hohe Schwelle, ab der Wachstum sich in Beschäftigung ummünzt.
Statt eines Bündnis' für Arbeit braucht Deutschland ein Bündnis für
Wachstum und Strukturreformen".
"Die Politik muss sich darauf einstellen, dass sie bei der Lösung
ihres Hauptproblems, der Arbeitslosigkeit, in diesem Jahr keine
Schützenhilfe vom Außenhandel bekommt", ergänzte Ludolf v.
Wartenberg, Hauptgeschäftsführer des BDI. Die anziehende
US-Konjunktur werde in diesem Jahr die deutschen Exporte kaum
beleben. Gleichzeitig sei mit einer Steigerung der Importe zu
rechnen. Alles zusammen führe dazu, dass der Außenhandel in 2002
seine klassische Rolle als Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft
kaum erfüllen könne.
Die zweite Säule der außenwirtschaftlichen Aktivitäten seien die
Auslandsinvestitionen. "Die ausländischen Töchter unserer Unternehmen
machen heute einen Umsatz, der 70 % der deutschen Warenexporte
entspricht", sagte v. Wartenberg. Umsätze der Auslandstöchter seien
aber kein Ersatz für Exporte, sondern ergänzten diese. Mit ihren
Auslandsinvestitionen würden deutsche Unternehmen neue Märkte
erschließen, die sie mit Exporten bislang nicht erreichen könnten. So
verbesserten sie die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und seien
damit eine Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.
"Wir dürfen uns im internationalen Wettbewerb nicht abhängen
lassen", forderte der BDI-Hauptgeschäftsführer. Die leichte
Verbesserung im vergangenen Jahr dürfe nicht darüber hinwegtäuschen,
dass der Weltmarktanteil Deutschlands seit den 80er Jahren im Trend
zurückgegangen sei. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher
Unternehmen sei zunehmend in Gefahr. "Auch bei den Innovationen in
den künftigen Wachstumsbranchen wie Biotechnologie oder
Informationstechnologie müssen wir auf unsere Wettbewerbsfähigkeit
achten", stellte v. Wartenberg fest. Daher müsse die Politik die
Modernisierung der deutschen Volkswirtschaft vorantreiben, um so ein
besseres Klima für Innovationen zu schaffen.
Der BDI-Konjunktur-Report und der BDI-Außenwirtschafts-Report
können bei der BDI-Presseabteilung angefordert werden.
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