Chinesisches Anti-Spionage-Gesetz: NOWEDA warnt vor möglichen Lieferengpässen bei Arzneimitteln
Essen (ots)
70 Prozent aller generischen Wirkstoffe werden mittlerweile in China produziert. Deutschland ist bei der Medikamentenversorgung daher massiv von dem Land abhängig. Weil viele Pharmahersteller jedoch keine gültigen Einfuhrzertifikate mehr haben, droht ein Lieferengpass vor allem bei Schmerzmitteln und Antibiotika. "Wir stehen im engen Austausch mit den Aufsichtsbehörden und unseren Industriepartnern", sagt Grit Brüninghold, verantwortlich für den strategischen Einkauf beim Pharmagroßhändler NOWEDA. "Findet sich nicht schnell eine Lösung, müssen wir uns auf Lieferengpässe einstellen."
Zum Hintergrund: Die Pharmaunternehmen benötigen ein sogenanntes GMP-Zertifikat, um Arzneimittel und Wirkstoffe nach Deutschland importieren zu dürfen. Dafür reisen regelmäßig deutsche Inspekteure nach China, um Herstellung und Produktionsabläufe vor Ort zu überprüfen. Das Zertifikat ist in der Regel drei Jahre gültig. Bereits 2023 hatte China allerdings sein sogenanntes "Anti-Spionage-Gesetz" verschärft, die Auswirkungen werden jetzt spürbar. Denn mit dem Gesetz wird jede ausländische Informationsbeschaffung potenziell unter Strafe gestellt werden. Offizielle Behördenvertreter, die zum Audit nach China einreisen, müssen damit rechnen, von chinesischen Sicherheitsstellen festgenommen zu werden. Erste Behörden in den Bundesländern, die für das Ausstellen der Zertifikate zuständig sind, haben daher ihre China-Besuche zunächst ausgesetzt. Mit der Folge, dass die Importerlaubnis für viele Wirkstoffe und Arzneimittel entweder schon abgelaufen ist oder demnächst endet.
Als vollversorgender Pharmagroßhändler hat NOWEDA rund zwei Millionen Artikel auf Lager, beliefert die Apotheken mehrmals täglich und garantiert eine zweiwöchige Verfügbarkeit für jedes Arzneimittel. Dafür muss das Medikament jedoch lieferbar sein. "Wir als Genossenschaft tun alles, damit Patientinnen und Patienten über die Apotheken zuverlässig und schnell ihre benötigten Medikamente erhalten", sagt Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der NOWEDA. "Aufsichtsbehörden und Politik müssen eine unbürokratische und schnelle Lösung finden, damit wir unseren Versorgungsauftrag auch in den nächsten Wochen und Monaten vollumfänglich erfüllen können."
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