Welthungerhilfe stellt Jahresbericht 2021 vor
Klimakrise, Corona und Konflikte führen zu schweren Rückschlägen bei Hungerbekämpfung: Krieg gegen Ukraine verschärft die Lage
Bonn/Berlin (ots)
Die Welthungerhilfe sieht mit großer Sorge, dass die Zahl der Hungernden weiter steigt und gleichzeitig die Nahrungsmittel- und Transportpreise explodieren. Dies führt dazu, dass sich die Hungerkrisen weltweit weiter ausweiten. Bis zu 828 Millionen Menschen sind nach aktuellen UN-Berichten chronisch unterernährt. Zu den wichtigsten Hungertreibern gehören Kriege und Konflikte sowie die Folgen des Klimawandels und der Coronapandemie. Der Krieg gegen die Ukraine verschärft die ohnehin dramatische Ernährungslage.
"Uns erreichen aus allen Projektländern verzweifelte Hilferufe. Von Afghanistan bis Zimbabwe kämpfen die Menschen mit Preissteigerungen für Brot, Getreide oder Obst um bis zu 60 Prozent. Es leiden insbesondere diejenigen am stärksten, die ohnehin zu den Ärmsten gehören und am wenigsten zu den Krisen beigetragen haben. Zugespitzt hat sich Lage insbesondere am Horn von Afrika, wo 17 Millionen Menschen nicht mehr genug zu essen haben. In Somalia, Kenia und Äthiopien herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Die desolate Situation der Familien in Äthiopien wird durch die Folgen des Krieges in der Provinz Tigray sowie Konflikten in anderen Regionen noch verschärft. Millionen Ziegen und Rinder sind bereits gestorben, Felder verdorrt, Brunnen ausgetrocknet und Wasserstellen zerstört und damit die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen zunichte gemacht. Der Krieg gegen die Ukraine wirkt wie ein Brandbeschleuniger der bereits existierenden Krisen und verschärft Hunger und Armut", warnt Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe.
In diesem Jahr blickt die Welthungerhilfe aber auch auf sechzig Jahre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge zurück und ist trotz aller Rückschläge überzeugt, dass der Hunger überwunden werden kann. Die Hilfsbereitschaft und Solidarität der deutschen Bevölkerung war auch 2021 außerordentlich hoch. Die Welthungerhilfe verzeichnet das höchste Spendenergebnis in ihrer 60jährigen Geschichte und konnte mehr als 16 Millionen Menschen unterstützen. "Die privaten Spenden sind für uns eine wichtige Ermutigung und ein Ansporn, denn damit konnten wir auf die dramatische Ernährungslage reagieren und in unseren Projektländern noch mehr Menschen in Not unterstützen, Afrika und insbesondere die Krisenländer wie Südsudan, Mali und DR Kongo stehen dabei wieder im Mittelpunkt unserer Arbeit. In vielen Ländern kämpfen die Menschen mit den Auswirkungen von verschiedenen, sich überlagernden Krisen und Hunger wird gezielt als Waffe eingesetzt. Wir müssen schnell und entschlossen handeln - sowohl mit kurzfristiger Überlebenshilfe und mehr Geld als auch mit langfristigen Investitionen in die Landwirtschaft", betont Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Im Jahr 2021 standen der Welthungerhilfe 310 Millionen Euro zur Überwindung von Hunger und Armut zur Verfügung. Die Spendeneinnahmen lagen bei 77,5 Millionen Euro. Die öffentlichen Geber stellten 229,4 Millionen Euro für die Projektarbeit bereit. Der Anteil der Bundesregierung betrug knapp 50 Prozent, der größte Einzelgeber davon war das BMZ mit 56,7 Millionen Euro. Südsudan, Sudan und Syrien / Türkei erhielten wie im letzten Jahr die höchste Projektförderung.
Zahlen, Fakten, Fotos und Graphiken gibt es in der digitalen Pressemappe unter: https://www.welthungerhilfe.de/Jahresbericht2021-Presse
Die Welthungerhilfe wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Sie ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland; politisch und konfessionell unabhängig. Sie setzt sich mutig und entschlossen für eine Welt ohne Hunger ein. Seit ihrer Gründung am 14.12.1962 wurden 10.895 Auslandsprojekte in rund 70 Ländern mit 4,46 Milliarden Euro gefördert. Die Welthungerhilfe arbeitet nach dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen.
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