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RFID: Innovation oder Illusion? EUROFORUM-Konferenz „RFID 2005“ (22. bis 24. November 2004, Frankfurt am Main)

Düsseldorf (ots)

Düsseldorf, November 2004. Vor rund 140
Teilnehmern sprachen über 40 Experten auf der EUROFORUM-Konferenz
„RFID 2005“ vom 22. bis 24. November 2004 in Frankfurt über
Standards, Trends und Innovationen der Transponder-Technologie RFID.
Prof. Elgar Fleisch (Leiter des Instituts für
Technologiemanagement, Universität St. Gallen; Co-Chair Auto-ID Labs
& M-Lab, Professor für Technologiemanagement an der ETH Zürich)
stellte operative und strategische Nutzenpotenziale aus BWL-Sicht vor
und erläuterte verschiedene Gründe, die für einen RFID-Einsatz
sprechen, zum Beispiel: Out-of-Stock-Situation im Handel,
Diebstahl-Sicherung und Waren-Rückverfolgbarkeit. Fleisch führte an,
dass durch manuelle Einträge im Warenwirtschaftssystem bis zu 35
Prozent der Zahlen falsch seien, hier lohne der RFID-Einsatz , um
diese Fehlerquote zu reduzieren. Die flächendeckende Umstellung von
Barcode auf RFID werde nach Einschätzung von Fleisch allerdings
genauso lange dauern wie die Einführung des Barcodes: rund 30 Jahre.
Eine schnelle Amortisierung sieht er in geschlossenen Kreisläufen,
zum Beispiel beim Asset Tagging. Der Einsatz von RFID sei nur
sinnvoll, wenn die Kosten günstiger sind als Konkurrenztechnologien,
meinte der Wirtschaftsinformatiker weiterhin. Er gehe langfristig von
einer Vernetzung aller Objekte in der realen Welt aus und spricht in
dem Zusammenhang vom „Internet der Dinge“. Die Einführung des
elektronischen Produktcode EPC sei allerdings eine wesentliche
Voraussetzung für die umfassende Vernetzung.
Mark Roberti ( Herausgeber des RFID-Journal) nannte die aus seiner
Sicht wichtigsten Gebiete für den RFID-Einsatz: Supply
Chain/Logistik, Asset Management, Manufacturing und Sicherheit. Als
Produktinnovation erwähnte er das Handy von Nokia, dessen Hülle mit
einem RFID-Reader ausgestattet sei und durch das Anwendungen in der
Near Field Communication zum Einsatz kommen solle. Zurzeit stehe
dafür allerdings noch keine Applikation zur Verfügung. Roberti geht
weiterhin davon aus, dass bereits im nächsten Jahr auf hochwertigen
Gütern wie Notebooks, Druckern etc. RFID-Tags eingesetzt werden.
Christoph Pelich (Leiter Entwicklung VisuM-Middleware, Volkswagen)
stellte den Einsatz von RFID im Behältermanagement vor. Seit 2000
seien 13 000 Behälter mit Transponder-Tags ausgestattet. Bei
zukünftigen Fertigungen sei geplant, bereits 80 000 Behälter damit zu
versehen. Durch die bessere Verfolgbarkeit der Behälter konnten
Kosten gespart und Prozesse optimiert werden und so habe sich der
Einsatz nach zwei Jahren bereits amortisiert, erklärte Pelich. Der
Konzern entschied sich für aktive RFID-Transponder im Bereich 868
Mhz, da 13, 56 Mhz zur Kollision mit dem hauseigenem WLAN führte.
Dr. Gerd Wolfram (Division Management IT-Strategy, MGI Metro Group
Information Technology) erläuterte den Stand der Dinge im
Pilotprojekt mit 20 Zulieferern.Bei diesen seien bereits alle
Paletten mit RFID ausgestattet, allerdings werde parallel auch der
Barcode noch eingesetzt, da es noch zu technischen Problemen komme,
zum Beispiel bei der Programmierung der Tags. Ziel sei es im nächsten
Jahr 100 Zulieferer auf RFID umgestellt zu haben. Nächstes Jahr sei
weiterhin Phase 2 des Roll out geplant, führte Wolfram aus. Das
bedeute, dass alle Kartons mit Tags der EPC-Generation 2 ausgestattet
werden, allerdings seien diese zurzeit noch nicht lieferbar.
Johannes Baumgärtner (Konzern-Datenschutzbeauftragter, Unilever
Deutschland) merkte zum Thema Datenschutz und Akzeptanz beim
Endkunden an, dass bestehende Gesetze ausreichten, aber eine
Aufklärung durch Industrie und Handel notwendig sei. Die letzte
Entscheidung über RFID-Nutzung müsse beim Betroffenen selbst liegen,
ist der Datenschutzbeauftragte überzeugt. Potenzielle Risiken für
Kunden sieht Baumgärtner im Profiling von Personen anhand von
Objekten sowie im Profiling hinsichtlich Verhalten und zur
Differenzierung von Verbrauchern, zum Beispiel zur Klassifizierung
von Käufern. Unilever werde ab 1. Januar 2005 RFID-Tagging auf
Palettenbasis einsetzen, gleichzeitig aber die Fachbereiche und IT-
Abteilungen schulen sowie Kunden und Verbraucher über den RFID-
Einsatz informieren.
Prof. Dr. Friedemann Mattern, Direktor des Instituts für Pervasive
Computing, ETH Zürichstellte neue RFID-Anwendungen sowie die
weitergehende Vision des „Ubiquitous Computing“ (die
Allgegenwärtigkeit der Informationsverarbeitung) vor. Zum Beispiel
könnten Blinde über RFID-Reader mit der Welt in Kontakt treten und
sich über ihre Umgebung informieren. Unter dem Stichwort „Chatty
Environment“ stellte Mattern seine Idee von einer Welt vor, in der
immer mehr Information über einzelne Dinge oder Gebiete möglich sind,
abrufbar beispielsweise über Handies: Wo der nächste Bahnhof ist,
welche Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln sind oder mit welchen
Nebenwirkungen bei Medikamenten zu rechnen ist. Viele
Alltagsgegenstände werden in Zukunft ziemlich genau wissen, wo sie
sind und uns dies auch mitteilen können, meinte Mattern.
Die Datenschutz-Diskussion wurde teilweise kontrovers geführt:
Während Frithjof Walk (Vorstandsvorsitzender AIM Deutschland,
Industrieverband für Automatische Identifikation und
Datenerfassungssysteme) meinte, dass Technik selbst kein Risiko
darstelle, widersprach padeluun und stellte fest: „Technik als solche
birgt Gefahren.“ Er forderte eine Neukonzipierung durch die Industrie
und regte an, Sicherheit direkt in die Technik einzubauen, um
Missbrauch einzudämmen. Ungeklärt sei auch, was mit den
„Datenmüllbergen“ geschehe und wie Daten gelöscht werden könnten.
Padeluun setzt sich als Gründungsmitglied des FoeBud (Vereins zur
Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V.
) seit Jahren für mehr Transparenz und Sicherheit für die Bürger ein,
wenn es um den Einsatz von RFID-Tags geht. Zum Thema „RFID in
Geschäften“ befragt, erklärte er: „Keine Tags im Laden. Ein Konzern
hat nicht das Recht, seine Kunden auszuspionieren.“ Padeluun
betrachtet die derzeitige Gesetzgebung als unzureichend und glaubt
nicht, dass eine Selbstverpflichtung der Industrie, wie Walk sie
vorschlug, funktioniere.Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage
nach den sozialen Implikationen: Ist RFID ein Jobkiller, da zum
Beispiel Arbeitsplätze für Kassiererinnen wegfallen? Prof. Dr. Lorenz
Hilty (Leiter der Abteilung „Technologie und Gesellschaft“,
Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA) sieht
zudem die Gefahr einer Machtverschiebung zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer durch den RFID-Einsatz und meinte, man müsse sich
fragen, wer sichert sich eigentlich welchen Einfluss auf welche
Prozesse? Auch forderte er mehr Transparenz und nicht noch komplexere
Technik, die zu größeren Datenansammlungen führe, die keiner mehr
bewältigen könne.
Bilder zur Veranstaltung:  http://www.rfid-pressefotos.de.vu
Weitere Informationen:
Claudia Büttner
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Prinzenallee 3
40549 Düsseldorf
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Telefax: + 49 (0)2 11. 96 86-43 80
E-Mail:  presse@euroforum.com
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Ansprechpartner für die Redaktion:
Claudia Büttner
Leitung Presse und Öffentlichkeitsarbeit
EUROFORUM Deutschland GmbH
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