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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Polen

Bielefeld (ots)

Bei allem gebotenen Respekt vor demokratisch
frei gewählten Staatsführern: Das Gebaren der Kaczynski-Zwillinge 
trägt zunehmend die unwürdigen Züge einer Hintertreppennummer. Doch 
die beiden Krawallbrüder pflegen offenbar genau die Denkungsart, der 
sie in ihren öffentlichen Reden Ausdruck geben. Insoweit müssten vor 
allem die Partner in der Europäischen Union den bockbeinigen 
Warschauer Herren späte- stens seit dem Brüsseler EU-Gipfel 
eigentlich illusionslos gegenübertreten.
Eines aber fällt sehr deutlich auf: Während gerade auch hier bei uns 
in Deutschland schon bei dem geringsten Anlass und sogar bei 
wirklichen Nichtigkeiten sogleich eine angeblich heraufdrohende 
»Gefahr von rechts» finster beschworen wird, vermeiden Politik und 
Medien es auffällig angestrengt, nüchtern festzustellen, dass sich 
die amtierenden Staatsspitzen des EU-Mitgliedslandes Polen wie 
leibhaftige Rechtsextreme gebärden.
Mit voller Absicht bedienen die Kaczynkis Ressentiments und 
Vorurteile, die das glücklich wiedervereinte Europa ein für allemal 
der Vergangenheit hatte anheim geben wollen. Und perfiderweise 
knüpfen sie daran offenbar die Hoffnung, den übrigen 26 
EU-Regierungen ausgerechnet über diesen Hebel weitestgehende 
Blockademöglichkeiten im EU-Ministerrat abzwingen zu können. Nach 
menschlichem Ermessen wird das nicht gelingen. Aber Europa kann sich 
schon einmal ausmalen, was der Gemeinschaft blühen könnte, wenn ein 
künftiges EU-Vollmitglied Türkei als nach Deutschland 
bevölkerungsstärkstes Land ähnliche Register ziehen würde.
An Zerreißproben solchen Kalibers sind in der Menschheitsgeschichte 
auch schon viele der »Riesenreiche« zugrunde gegangen, die sich jeder
Anfechtung, ob von innen oder außen, auf ewig gewachsen gewähnt 
hatten.
Üble Methode haben seit langem die Abirrungen polnischer 
Polit-Magazine:
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel in Nazi-Kluft und mit 
Hitler-Bärtchen neben der knalligen Titelzeile »EU-Faschismus greift 
an«; Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach, in einer SS-Uniform 
auf dem damaligen SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt reitend; undnun, 
direkt nach dem Brüsseler EU-Gipfeltreffen im Juni 2007, Angela 
Merkel barbusig, wiederum in einer Frontseiten-Fotomontage.
Man sieht: Auch die Saat der Kaczynski-Brüder treibt dümmlichste 
Blüten.
Polen hätte den Kriegsschuldkomplex der Deutschen materiell noch viel
stärker zu seinen Gun-sten ausschlachten sollen - und: Polen könnte 
in der EU heute weit stärker auftrumpfen, wenn es im Zweiten 
Weltkrieg nicht so viele Opfer hätte bringen müssen, das sagt 
Ministerpräsident Jaroslaw Kczynski, und genauso meint er es. Nur 
»vergisst« er dabei geflissentlich: Polen wurde fast ein Drittel des 
gesamten früheren deutschen Reichsgebietes zugeschlagen. Und: Die 
»Umsiedlung« von 15 Millionen Deutschen ist und bleibt das mit 
Abstand größte Völkerrechtsverbrechen dieser Art in der 
Menschheitsgeschichte.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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