Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kurt Beck
Bielefeld (ots)
ecks Basta-Stil beginnt offenbar mit Sch... Ob das Unwort nun gefallen ist oder nicht: Der Pfälzer hat nicht nur Druck auf dem Kessel, er hat ihn auch abgelassen - und das macht ihn schon wieder sympathisch. Der nach Umfragen wenig populäre SPD-Parteivorsitzende zeigt im Richtungsstreit seiner Partei, dass er auch nur ein Mensch ist. Warum also die Angriffe auf ihn? Beck weiß es, sagt es aber nicht: »Wer nur von hinten, hinterm Busch vorruft, der muss sich sagen lassen: So nicht«, klagt er dafür den ARD-Tagesthemen sein Leid. Es gebe »einige Leute in der dritten und vierten Reihe, die hinter Büschen sitzen und mehr oder weniger Intelligentes erzählen - auf jeden Fall Unverantwortliches«. Im Klartext: Behauptungen, wonach Beck nicht mitschreiben durfte am Buch der Schröder-Seilschaft, sind glatte Lüge. Beck kennt auch die gern gestreuten Zweifel an seiner Führungsfähigkeit. Dabei spricht es gerade für seine Leitungskompetenz, dass er nicht am Flügelschlagen von Frank-Walter Steinmeier, Matthias Platzeck und Peer Steinbrück mitgewirkt hat. Ganz offenbar scheinen jene »hinter den Büschen« unter medialer Missachtung zu leiden. Dort hockt der Frust. Ein handfester Autoritätskonflikt hilft in solchen Fällen, um sich selbst ins Bild zu rücken. Das Dilemma: Nichts kann die SPD weniger gebrauchen als eine Kanzlerkandidaten-Debatte. Aber nur damit sammeln »Namenlose«Punkte. Längst waren die Sachfragen von der »freiwilligen Wehrpflicht« bis zum dritten Afghanistan-Mandat im Vorfeld des Hamburger Parteitages auf eine beherrschbare Größe gestutzt worden. Wenn das kein Beleg für Führungskunst ist! Jetzt also der neue Streit um die Person Beck, obwohl es Linken wie Rechten in der Sache um die wahrhaft große Grundsatzfrage geht, ob Gerhard Schröders Agenda-Vermächtnis noch auf der Höhe der Zeit ist. Auch hier macht Beck alles richtig. Er ist frei von den Anhaftungen rot-grüner Bundespolitik und schon gar nicht die Geheimwaffe der Parteilinken. Er kann die Debatte moderieren, ohne sich selbst frühzeitig festzulegen. Angela Merkel handelt in der anderen großen Parteizentrale ganz genauso. Vielleicht ist es gerade das, was die Genossen so furchtbar nervös macht. Während es keinem der Spitzen-Sozis gelingt zu erklären, was ein »vorsorgender Sozialstaat« ist, zeigt Merkel wie es geht. Sie möbelt ihre eigene Partei zur besseren SPD auf. Längst erscheint Schröders Agenda sozial kälter und neoliberaler als Ludwig Erhards Vermächtnis und dessen legitime Erben. Wenn Merkel »soziale Marktwirtschaft« sagt, verstehen alle »soziale Gerechtigkeit«. Kurt Beck ist ein erfahrener Parteichef. Er kann vieles innerhalb des eigenen Lagers regeln, aber nichts darüber hinaus. Dort liegt der Quell des Unmuts. Hilflos sehen Beck und Genossen derzeit mit an, wie die politische Konkurrenz munter Raubkopien des vermeintlich SPD-eigenen sozialen Profils zieht.
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