Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Sarkozy/Frankreich/Streik
Bielefeld (ots)
Während die Bürger in Deutschland zur notwendigen Sanierung der Staatsfinanzen, der Renten- und Gesundheitskassen nach harten politischen Debatten bereits kräftig zur Kasse gebeten worden sind, muss sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy jetzt im Kampf um überfällige Reformen in der Rentenversicherung und im Gesundheitswesen auf eine Machtprobe mit den Gewerkschaften einstellen. Die Eisenbahner streiken seit gestern. Sie wollen ihre Privilegien verteidigen. In staatlichen Unternehmen wie der Bahn können die Beschäftigten bisher weit früher in Rente gehen als in der Wirtschaft. Und das ist erst der Anfang der Streikwelle. Sarkozy ist entschlossen, den Kampf durchzufechten. Vor vier Wochen hatte ein Streik der Eisenbahner im ganzen Land den Verkehr lahmgelegt. Mehr als 75 Prozent der Eisenbahner beteiligten sich an dem Ausstand und damit mehr als beim Massenstreik 1995. Damals schwächte ein langer Arbeitskampf die Regierung derart, dass sie eine ähnliche Reform zurücknehmen musste. Für den kampfeslustigen Sarkozy kommt das nicht in Frage. Er stellt die Franzosen vor die Wahl: Entweder kommt diese Reform jetzt oder in zehn Jahren können die Pensionen nicht mehr gezahlt werden. Noch steht eine knappe Mehrheit hinter dem Präsidenten. Nach wochenlangen Streiks könnte die Stimung aber kippen. Frankreich steht ein »heißer Winter« bevor.
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