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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Ergebnis der Klimadebatte auf Bali:

Bielefeld (ots)

Der Bali-Blamage entgangen, den Klima-Kollaps
weiter auf der Agenda, die Fakten-Festlegung einmal mehr vermieden: 
Statt der Zielflagge setzte die am Wochenende zu Ende gegangene 
Mammutkonferenz in Fernost das Startsignal für weitere Verhandlungen.
 187 Teilnehmerstaaten mit 11000 Delegierten haben in Bali weniger 
erreicht, als die Öffentlichkeit weltweit erwartet hatte. Zu hoch 
gesteckte Erwartungen und von der Politik professionell geschürte 
Hoffnungen ließen einmal mehr das Wünschbare mit dem Machbaren 
kollidieren.
Für andere, realistischere Betrachter ist es schon ein Erfolg, dass 
es nicht zur Konferenz-Katastrophe gekommen ist. Der Abbruch drohte, 
und auch nach Bali ist keinesfalls gesichert, dass das 2012 
auslaufende Kyoto-Protokoll verlängert wird.
Immerhin einigten sich die Delegierten darauf, den neuen Vertrag in 
den kommenden beiden Jahren auszuhandeln. Bis April müssen die 
Vorbereitungen stehen. In genau zwei Jahren soll das Abkommen in 
Kopenhagen unterzeichnet werden. Und wenn nicht? Keiner kann den 
Zeitplan garantieren. Dann sollen sogar die USA, China und Indien 
einbezogen sein. Aha!
 Größtes Manko: Keine festen Grenzwerte für den Ausstoß von 
klimaschädlichen Gasen, Wortgeklingel statt Fakten. Im Bali-Protokoll
ist allein von »tiefen Einschnitten bei den weltweiten Emissionen« 
die Rede. Auch wird, wenig trennscharf, zwischen »reichen« und 
»armen« Ländern unterschieden. Wo liegt die Schwelle zwischen 
Sozialfall und neureich?
Die Industriestaaten werden lediglich dazu aufgerufen, Ziele zur 
Treibhausgas-Reduzierung »in Erwägung« zu ziehen. Was die 
Entwicklungsländer angeht, bleiben die Forderungen noch unbestimmter 
- sie sollen über »mildere Maßnahmen« nachdenken.
Und dann das »Zuckerl«: Gern einigten sich die Delegierten auf einen 
UN-Fonds, der die Folgen des Klimawandels wie Dürre, Überschwemmung 
und sonstige Plagen bei den Ärmsten lindern soll. Bislang sind 
bescheidene 24 Millionen Euro in der Katastrophenkasse. Die richtig 
großen Summen - man ahnt es - werden für die Zukunft versprochen. Von
jährlich bis zu fünf Milliarden Dollar um 2030 ist die Rede. Sie 
sollen in den Entwicklungsländern Investitionen in umweltfreundliche 
Technologien fördern.
 Verlockend klingt das Angebot zum Tropenwalderhalt: Von 2013 an 
sollen ärmere Länder Emissionszertifikate an reiche Länder verkaufen 
können, wenn sie dafür ihre Regenwälder nicht abbrennen.
 Problematisch bleibt, dass es nicht mal einen halbwegs verbindlichen
Rahmen für die Minderung der Klimagase gibt. Außerdem: Nach welchem 
Schlüssel werden die Lasten verteilt? Auch vom Aufbau eines 
weltweiten Kohlenstoffmarktes sind die Beteiligten noch meilenweit 
entfernt.
Bleibt festzuhalten: Auch die Europäer wollten weder wirklich CO2 
sparen noch die Konferenz scheitern lassen. Letzteres wäre ehrlicher 
gewesen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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