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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Konjunkturentwicklung

Bielefeld (ots)

Die Hochs und Tiefs lösen sich in der Wirtschaft
mit der gleichen Regelmäßigkeit ab wie beim Wetter. Hier wie da sind 
die Auswirkungen auf die Menschen allerdings erheblich.
Der Tiefausläufer, der im zweiten Quartal 2008 die deutsche 
Konjunkturlandschaft erreicht hat, kommt nicht unerwartet. Die 
Meteorologen der Volkswirtschaft hatten ihn lange vorhergesagt. Die 
hohen Rohstoff-, Energie- und Lebensmittelpreise lieferten die Basis 
für ihre Prognose. Verstärkt wurden sie in ihrer Wirkung durch den 
teuren Euro, der zuletzt viel Wind aus dem Exportschiff genommen hat.
Dazu kommt noch die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt, die wie 
eine Riesenwelle über den Atlantik schwappte und hier die 
Bankenbranche erfasst hat.
So wenig freilich wie ein Tief schon einen komplett verregneten 
Sommer macht, so wenig bewirkt ein mieses Quartal bereits eine 
Rezession. Technisch gesehen müssen dafür zwei negative Quartale 
aufeinander folgen. In der Praxis ist das Spektrum noch breiter. 
Derzeit ist die deutsche Wirtschaft der Stagnation näher als der 
Rezession.
Diese Unterscheidung ist wichtig. Denn wie es ein »gefühltes« Wetter 
gibt, so gibt es auch eine »gefühlte« Konjunktur. Im Augenblick ist 
die Stimmung der meisten Menschen trotz des erheblichen Drucks durch 
die Preissteigerungen noch verhältnismäßig gut. Dafür sorgt vor allem
die - im Vergleich zu anderen Jahren - relativ positive Lage auf dem 
Arbeitsmarkt. Noch ein paar schlechte Nachrichten könnten den Glauben
an die robuste Verfassung der deutschen Wirtschaft jedoch bald 
erschüttern.
Die Folgen eines solchen Stimmungswechsels sind aus früheren Jahren 
bekannt: Immer mehr Menschen halten ihr Geld zurück - teils aus 
Sicherheitsgründen, teils weil man bei trübem Wetter auch weniger 
Lust verspürt, Geld auszugeben. Darunter leidet dann an erster Stelle
der Einzelhandel, der wiederum seine Bestellungen bei der Industrie 
reduziert. Im Nu wird aus einem positiven Konjunkturzyklus ein 
negative Teufelskreis.
 Um so wichtiger ist, dass jetzt gute Nachrichten den Einfluss des 
Tiefs begrenzen. Die Verbraucher spüren den Rückgang der 
Benzinpreise. Wenn sich diese Entwicklung schneller als sonst auch 
auf die anderen Energiepreise überträgt, sollte die Bilanz des 
Gesamtjahres noch ins Positive rutschen - zumal zusätzlich ein 
schwächerer Euro auch das Exportgeschäft erleichtert.
Groß ist der Wunsch der Menschen, Wetter und Konjunktur zu 
beeinflussen. Während - zum Beispiel in China - Chemie eingesetzt 
wird, um Regenwolken zu vertreiben, glauben viele in Europa noch an 
die Wunderkraft von Konjunkturprogrammen. Das jüngste Beispiel 
liefert derzeit die spanische Regierung.
Vielfach verpuffen diese Programme. Hinterher sind die Initiatoren 
dann bemüht, die irgendwann vielleicht auf natürlichem Wege 
eintretende konjunkturelle Wende auf ihren Einfluss zurückzuführen. 
Beweisen lässt sich die Wirkung meistens nicht.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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