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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) schreibt zu den Waffengesetzen

Bielefeld (ots)

Die finnische Regierung diskutiert über
schärfere Waffengesetze. Nach dem Amoklauf im vergangenen Jahr in 
Jokela, bei dem ein Schüler acht Menschen erschoss, hatte sie das 
schon einmal getan. Ergebnislos. Dabei ist es gar keine Frage: 
Natürlich müssen die Gesetze zum Erwerb und Besitz von Waffen 
verschärft werden! Wie lautet ein englisches Sprichwort: »Wenn du 
einen Hammer hast, fangen alle Probleme an, wie Nägel auszusehen.«
Das heißt: Der Besitz von Waffen begünstigt die gewaltsame 
Verarbeitung von Konflikten. Aggressionsforscher wissen das schon 
lange, die Waffenlobby schweigt darüber beharrlich. Was für 
Individuen gilt, trifft auch auf Staaten und ihre Regierungen zu. 
Militärische Großmächte, das lehrt die Geschichte, regelten Probleme 
häufig mit dem Schwert. »Militärisch starke Staaten neigen dazu, 
militärische Gewalt eher als ein nützliches Instrument zur Gestaltung
der internationalen Beziehungen zu sehen als militärisch schwächere 
Staaten«, schreibt Robert Kagan in seinem Buch »Macht und Ohnmacht«. 
Kagan arbeitete von 1984 bis 1998 im US-Außenministerium. Inzwischen 
bezweifeln auch viele Amerikaner, ob der Einmarsch im Irak klug war.
Zurück nach Finnland, zu den Angehörigen der zehn in Kauhajoki 
getöteten Berufsschüler. Sie fragen sich: Wie kann es sein, dass die 
Polizei den Täter, der mit Bildern von Schießübungen im Internet 
prahlte, einen Tag vor dem Massaker überprüfte und ihm trotzdem die 
Waffe ließ? Der Tod unserer Kinder wäre vermeidbar gewesen, wissen 
sie und klagen den Staat an.
Aus all dem folgt: Regierungen haben die Pflicht, ihre Bürger gegen 
Gefahren von außen zu schützen, sie aber gleichzeitig im Inneren so 
schwach zu machen wie eben möglich. Egal ob aus diffusem Hass auf die
Menschheit, Rache, Habgier oder verschmähter Liebe: Niemand darf 
einfach an Waffen gelangen, um mit ihnen das Leben anderer Menschen 
auszulöschen. Deshalb müssen die Waffengesetze rigide sein. Und 
deshalb muss der Staat auf sein Gewaltmonopol bestehen. Für Finnland 
wie für Deutschland oder die USA sollte gelten: Waffen nur in die 
Hände von Polizisten und Soldaten. Natürlich wird es nie ganz 
gelingen, Amokläufe zu verhindern und den illegalen Erwerb von 
Schießeisen zu unterbinden. Aber Finnland, das Land Europas mit den 
meisten Waffen in Privathänden, ist es den Opfern von Kauhajoki und 
ihren Angehörigen schuldig, ein Zeichen zu setzen.
Die Ausrede, es handele sich oft um Jagdwaffen, ist kein Argument. 
Soll der Schutz vor Bären und Wölfen etwa laxe Waffengesetze mit 
Folgen wie an der Berufsschule rechtfertigen?
Psychologen kennen ein weiteres Argument für die Entwaffnung der 
Bürger. Die den Menschen angeborene Tötungshemmung wirkt nur im 
Nahkampf. Wer mit Feuerwaffen aus der Distanz auf einen Schulhof 
schießt, bei dem funktioniert die Sperre im Kopf nicht. Auf diesen 
Effekt setzen Militärs bei den Hightech-Waffen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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