Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

Parteichef Franz Müntefering hatte die Weichen
perfekt gestellt. Wolfgang Clement sollte mit allen Mitteln in der 
SPD gehalten werden. Doch auch die Basis, die vehement seine 
Bestrafung forderte, wollte befriedet werden. So stand Salomon Pate, 
als die Bundesschiedskommission am Montagabend ihr Urteil sprach und 
es bei einer Rüge beließ. Alle Beteiligten wahren ihr Gesicht, ein 
Ausschluss wegen »parteischädigenden Verhaltens« aber ist vom Tisch, 
der Mitstreiter aus seligen Agenda-Zeiten gerettet.
Dachten der SPD-Chef und sein Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier
jedenfalls. Doch was macht Clement ganze zwölf Stunden später? Er 
gibt das Parteibuch, das man ihm eben noch wegnehmen wollte, aus 
freien Stücken zurück, kehrt der SPD nach 38-jähriger Mitgliedschaft 
den Rücken und holt zur Generalabrechnung aus.
Undank ist der Welten Lohn. Doch was hätte man anderes erwarten 
sollen von einem Sturkopf wie Clement? Von einem stets 
rechthaberischen, mitunter auch recht eitlen Mann, für den ein 
Unentschieden schon immer mehr eine Niederlage als ein Punktgewinn 
war? Und warum soll man Clement nachtrauern? Lange schon ist den 
Bezeichnungen NRW-Ministerpräsident, Bundesminister für Wirtschaft 
und Arbeit sowie stellvertretender Parteichef die Silbe »Ex« 
voranzustellen. Jetzt halt auch Ex-Sozialdemokrat. Die große Bühne 
der Politik hat Clement längst verlassen. Mehr noch: Der 68-Jährige 
ist als Berater für große Energiekonzerne tätig. Das hat seiner 
Kritik am energiepolitischen Kurs der in Hessen wahlkämpfenden 
SPD-Frau Andrea Ypsilanti erst richtig »Geschmack« verliehen.
 Doch so einfach ist die Sache nicht. Clement mag ein Querkopf sein, 
seine Kritik am Ypsilanti-Kurs mag eine lobbyistische Note haben. 
Fakt ist: Clement hat mit vielem Recht, was er gestern zu Protokoll 
gegeben hat. Und er spricht vielen Genossen aus der 
sozialdemokratischen Seele.
 Es kann um die innerparteiliche Demokratie der SPD nicht gut stehen,
wenn einer Kritik à la Clement prompt ein Parteiausschlussverfahren 
folgt und wenn vier hessische Landtagsabgeordnete, die ihrem Gewissen
folgen, als »Abweichler« und »Rebellen« gebrandmarkt werden. Vom 
Wunsch nach Geschlossenheit und politischem Erfolg getrieben, drohen 
die Sozialdemokraten Parteiräson mit Kadavergehorsam zu verwechseln.
Clements Rücktritt ist eine bittere Niederlage für das Führungsduo 
der SPD. Die Flügelkämpfe in der Partei werden wieder stärker werden.
Vor allem aber erinnert Clements Rücktritt an die Fragen aller 
Fragen: Wie halten wir es mit der Linken? Hier haben der Parteichef 
Müntefering und der Kanzlerkandidat Steinmeier bis dato eine denkbar 
schlechte Figur abgegeben. Man mag beiden das klare Nein zu einer 
Zusammenarbeit auf Bundesebene zwar persönlich abnehmen, aber das 
reicht nicht.
Müntefering und Steinmeier müssen führen, sonst werden sie 
vorgeführt. Von Ypsilanti, Clement oder wem auch immer.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 24.11.2008 – 19:53

    Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

    Bielefeld (ots) - Der ehemalige Bundesminister Wolfgang Clement wird nicht aus der SPD ausgeschlossen. Mit diesem Spruch hat die Bundesschiedskommission der Partei gestern im letzten Moment eine innerparteiliche Explosion mit nicht abschätzbaren Folgen für die Sozialdemokraten abgewendet. Das Sprengpotential, das zwischen den Flügeln in der Partei vorhanden ...

  • 24.11.2008 – 19:51

    Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

    Bielefeld (ots) - Wem sagt der Name Wolfgang Göbel noch etwas? Er saß am Steuer, als Terroristen am 7. April 1977 das Feuer auf den Mercedes des Generalbundesanwalts Siegfried Buback eröffneten. Neben Buback und seinem Fahrer starb auch der Polizist Georg Wurster im Kugelhagel. 34 Morde werden der Roten Armee Fraktion (RAF) zugerechnet. Begangen an ...

  • 23.11.2008 – 19:50

    Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

    Bielefeld (ots) - Heute wird endgültig über einen Parteiausschluss des gestandenen Sozialdemokraten Wolfgang Clement entschieden. Parteichef Franz Müntefering ist gut beraten, dass er an der Sitzung teilnimmt, um persönlich einen Rausschmiss des früheren Wirtschaftsministers zu verhindern. Eine neuerliche Zerreißprobe kann sich die SPD nämlich nicht mehr ...