Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 10 Jahre Euro
Bielefeld (ots)
Zehn Jahre Euro? Viele Bürger werden sich über dieses Jubiläum wundern. Schließlich wurde die europäische Gemeinschaftswährung doch erst 2002 eingeführt. Richtig. Vor sieben Jahren hielten wir erstmals Euronoten und Euromünzen in Händen. Als Buchgeld aber startete der Euro bereits drei Jahre eher, am 1. Januar 1999. Das heißt: Alle bargeldlosen Finanztransaktionen - etwa zwischen den Banken - werden seit diesem Tag in Euro abgerechnet. Die Gemeinschaftswährung, die anfangs bei vielen Bürgern als »Teuro« verschrieen war, sorgt für Stabilität. Die Inflationsrate betrug in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt nur zwei Prozent - ein besserer Wert als zu Zeiten der »guten alten« Mark. Der ehemalige Finanzminister Theo Waigel, der zu den Vätern des Euro gehört, nennt den Euro ein Anker des Weltfinanzsystems. In diesen globalen Dimensionen haben die meisten Slowaken sicher nicht gedacht, als sie mit dem Jahreswechsel die Einführung des Euro feierten. Die Regierung setzt darauf, mit Hilfe des Euro die Konkurrenten Tschechien, Ungarn und Polen hinter sich zu lassen. Ob das tatsächlich gelingt, ist keineswegs sicher. Denn zunächst wird die Slowakei zum ärmsten Mitglied der Eurozone. Ihre Wirtschaftskraft erreicht gerade einmal 70 Prozent des EU-Mittelwertes. Arbeitnehmer verdienen im Schnitt 700 Euro im Monat. Der Euro birgt Risiken und Chancen. Zu den Risiken gehört eine galoppierende Inflation, die im Land alles teurer machen würde. Um diesem Schreckensszenario vorzubeugen, hat die Regierung in Bratislava ein Gesetz erlassen, wonach Preistreiberei unter Strafe steht. Zu den Chancen gehört, dass der Euro als stabile Währung Investoren ins Land lockt. Das schafft Arbeitsplätze und allmählich wachsenden Wohlstand. 330 Millionen Bürger zahlen jetzt mit dem Euro. Wichtige EU-Staaten wie England und Dänemark sind nicht dabei, haben aber bereits Interesse signalisiert. Die meisten Euro-Skeptiker sind verstummt. Der Euro hat nicht nur das Reisen vereinfacht, sondern auch den Handel. Gerade Deutschland als Exportnation profitiert davon: 40 Prozent der Warenausfuhr geht in die Euro-Zone und damit in Länder, die ihre Produkte nicht künstlich durch eine Währungsabwertung verbilligen können. Das schafft faire, kalkulierbare Wettbewerbssituationen. Was also wäre Deutschland heute ohne Euro? Theo Waigel: »Wir hätten in Europa eine unkalkulierbare Situation. Wir wären mit mehr als 20 verschiedenen Währungen ein Spielball der internationalen Finanzwelt. Täglich gäbe es zwischen Mark, Franc, Lira oder Peseten neue Wechselkurse.« Auch weltweit hat der Euro an Einfluss gewonnen und dem Dollar seine Vormachtstellung als Leitwährung strittig gemacht. Fast 30 Prozent der Währungsreserven sind in Euro angelegt, 50 Länder mit dem Euro verbunden. So ist der Euro zur Erfolgsgeschichte geworden und bleibt es hoffentlich auch in Zukunft.
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