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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Tibet:

Bielefeld (ots)

Ich bin ein Tibeter.
 So wie sich John F. Kennedy am 26. Juni 1963 mit seinem 
gleichlautenden Bekenntnis zu Berlin für die Freiheit der Stadt 
eingesetzt hat, so dokumentieren Tausende in Deutschland derzeit mit 
Tibet-Fahnen, -Wimpeln und -Aufklebern an ihren Häusern und 
Automobilen ihre Sympathie für die Menschen im Himalaya. Das Volk hat
sich die Hochachtung der Welt verdient. Seit fünf Jahrzehnten ist 
seine Heimat im Himalaya von einer fremden Macht besetzt. Genauso 
lange weichen die Tibeter nicht vom Pfad des gewaltfreien 
Widerstandes ab.
Ein Blick nach Palästina genügt, um sich die Alternative auszumalen. 
Natürlich ist China ein ganz anderer Gegner als Israel. Aber die Wut 
über die anhaltende Unterdrückung, die willkürlichen Inhaftierungen, 
Folter, Zerstörungen am tibetischen Kulturgut und Anfeindungen gegen 
die Religion wächst. Noch schafft es der Dalai Lama, die Jugend in 
Zaum zu halten. Doch mit zunehmendem Alter und mit jedem neuen Bild 
von schlagenden Polizisten und gedehmütigten Mönchen fällt es ihm 
schwerer.
Peking feiert die fünfzigjährige Besatzung heute als Akt der 
Befreiung. Das ist eine glatte Lüge, eine grobe Verhöhnung der 
historischen Wahrheit. Lächerlich wirkt die Großmacht, wenn sie auf 
jede Begegnung des Dalai Lama mit einem westlichen Staatsmann mit 
Drohungen und Beschimpfungen reagiert. Schlimm, dass sie damit sogar 
bei demokratischen Politikern Wirkung hat!
Zum Jahrestag des Einmarsches fordert Peking aktuell eine »große 
Mauer der Stabilität«. Würde sie tatsächlich errichtet, bedeutete das
für Tibet die Festschreibung der Tyrannei für weitere Jahrzehnte. 
Mauern - ob nun aus Stein und Beton oder aus Folterapparaten und 
Gewehren oder im übertragenen Sinn aus Denkverboten und Schweigen - 
tyrannisieren die Eingeschlossenen. Dass die Berliner Mauer 1989 nach
nur 28 Jahren wieder abgerissen werden konnte, verdanken die 
Deutschen nicht zuletzt der Unterstützung durch mutige Politiker wie 
John F. Kennedy.
Solche Politiker wünscht man sich jetzt für Tibet. Wenn es wahr ist, 
dass wirtschaftlicher Fortschritt zu mehr Demokratie führt, dann wird
es Zeit, dass davon endlich etwas zu spüren ist. Tibet ist nicht die 
einzige Region, in der Peking religiöse und ethnische Minderheiten 
sowie ganz allgemein Andersdenkende drangsaliert.
Anders als die Deutschland-Fahnen während der 
Fußball-Weltmeisterschaft lösen die Tibet-Wimpel an deutschen 
Balkonen heute kein Sommermärchen aus. Veränderungen brauchen Zeit. 
Damit sie überhaupt eine Chance haben, braucht Tibet die 
Unterstützung von Leuten, die sich in die Lage eines unterdrückten 
Volkes hineinversetzen können. Menschen, die von sich sagen: Ich bin 
Tibeter. Auch wenn ich nicht auf dem Dach der Welt geboren bin, auch 
wenn ich diese Region vielleicht noch nie besucht habe: Weil sich 
Unterdrückung überall gleich anfühlt, brauchen die Tibeter meine, 
unsere Unterstützung.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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