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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema: Wirtschaftsminister

Bielefeld (ots)

Aalglatt, streng nach hinten gegelte Haare,
steife Haltung, wie aus dem Ei gepellt, zwar gebildet, rhetorisch 
perfekt, aber erst 37 Jahre alt. Als Karl-Theodor Freiherr von und zu
Guttenberg vor gerade einmal 31 Tagen neuer Bundeswirtschaftsminister
wurde, war der erste Eindruck nicht gerade großartig, aber die 
Skepsis riesengroß. Ausgerechnet dieser junge Mann soll uns durch 
eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen überhaupt in der 
Geschichte der Bundesrepublik führen? Viele Kritiker rasselten schon 
mit den Säbeln. Guttenberg verstehe so wenig von Wirtschaft wie sein 
Vorgänger Michael Glos.
Vier Wochen später sind die Kritiker verstummt. Der jüngste 
Wirtschaftsminister in der Geschichte der Bundesrepublik hat das 
nahezu Unmögliche geschafft, innerhalb eines Monats zu einem der 
bekanntesten Politiker Deutschlands zu werden. Nicht nur seine 
ständige Präsenz in den Medien hat dazu geführt, dass zu Guttenberg 
sich einen Namen gemacht hat. Im Politiker-Ranking der 
Meinungsforschungsinstitute belegt er einen guten Mittelplatz - und 
das, obwohl er zuvor nur 100 Tage CSU-Generalsekretär war und ihn 
kaum einer kannte.
Die Krise ist sein Feld, seine Chance. Er setzt voll auf diese Karte 
und hat damit - derzeit - Erfolg. Guttenberg spricht der Wirtschaft 
Mut zu. Er selbst strahlt Zuversicht aus, strotzt nur so vor Dynamik.
Er betont, dass es im Sommer wieder aufwärts geht, denn er weiß: 
Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie.
Selbst beim schwierigen Thema Opel verhält Guttenberg sich geschickt.
Gebetsmühlenartig erklärt er Zusammenhänge, setzt sich ein, macht den
Opelanern aber keine Versprechungen.
Gegenwind gab es für den neuen Stern am CSU-Himmel erstmals in dieser
Woche. Guttenberg hatte sich zwei Mal mit Peer Steinbrück angelegt. 
Er könne sich im Gegensatz zu dem Finanzminister eine Senkung der 
Mehrwertsteuer in einigen Dienstleistungsbranchen vorstellen - prompt
warf man Guttenberg vor, seinen ersten Fehler gemacht zu haben. Denn 
Steinbrücks Haltung sei abgestimmt gewesen mit dem Kanzleramt. In 
Kreisen der CDU gab es aber dennoch Applaus für Guttenbergs Mut, 
ausgerechnet dem starken Finanzminister erstmals die Stirn geboten zu
haben. Bereits zuvor waren die beiden wegen unterschiedlicher Pläne 
zur Rettung der maroden Hypo Real Estate aneinandergeraten.
Die nächsten Wochen werden spannend. Guttenberg wird weiter in die 
Offensive gehen. Er, der nicht wie Angela Merkel in der Zwangsjacke 
der großen Koalition steckt, könnte zum starken Gegenspieler 
Steinbrücks werden.
Macht der Wirtschaftsminister auf Zeit seinen Job weiter gut, winkt 
ihm vielleicht nach der Wahl erneut ein Ministerposten. Und selbst 
wenn dies nicht klappt, ist der Zug für ihn noch längst nicht 
abgefahren. Im Gegenteil: Denn auch wenn CSU-Chef Horst Seehofer dies
vor 31 Tagen noch nicht geahnt hat - mit Guttenberg hat er 
möglicherweise seinen Nachfolger bereits gefunden.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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