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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema 60 Jahre Nato:

Bielefeld (ots)

60 Jahre Nato - der runde Geburtstag des
transatlantischen Bündnisses wird morgen und übermorgen in 
Baden-Baden, Kehl und Straßburg gefeiert. Dazu gibt es in Westeuropa 
und speziell in Deutschland auch allen Grund.
Wer weiß, wie der Kalte Krieg ohne Nato und Bündnistreue ausgegangen 
wäre. So aber ließ sich die Sowjetunion über vier Jahrzehnte in 
Schach halten, und als die kommunistische Weltmacht zusammenbrach, 
konnten die Deutschen den Fall der Mauer und die Europäer eine Reihe 
neuer Demokratien im Osten feiern.
Dem Jubel folgte die Leere. 1991 wur- de der Warschauer Pakt 
aufgelöst. Die Nato hatte ihren natürlichen Gegenspieler verloren. 
Die Anziehungskraft des Bündnisses jedoch blieb ungebrochen. Aus den 
zwölf Gründungsmitgliedern sind mittlerweile 28 Bündnispartner 
geworden. Albanien und Kroatien sind gestern zur Allianz gestoßen.
Heute stehen der Nato nicht mehr in erster Linie russische Panzer und
Raketen gegenüber, sondern ungleich schwerer auszumachende Feinde. 
Die Gegner heißen Taliban und El Kaida, doch gegen islamistische 
Terrorgruppen, die aus dem Schutz der afghanischen Bergwelt heraus 
operieren, nützen herkömmliche militärische Strategien wenig. Die 
Nato mag mit ihren Mitgliedsverbänden hochgerüstet sein, zum Erfolg 
reicht das allein nicht.
Lange brauchte es bis zu der Erkenntnis, dass man die Taliban nicht 
besiegen kann, solange sich nicht auch die Lebensbedingungen in 
Afghanistan verbessern. Eine Herausforderung, die dem Militärischen 
das Zivile hinzufügt.
Außerdem haben die Probleme der Nato viel mit den unterschiedlichen 
Erwartungen der Amerikaner und der Europäer zu tun. Das hat sich vor 
allem im Umgang mit Russland gezeigt. Der mögliche Nato-Beitritt 
Georgiens und der Ukraine war für die Bush-Regierung immer auch ein 
Muskelspiel mit Moskau, ebenso wie die Pläne zur Stationierung neuer 
Raketenabwehrsysteme in Polen. Demgegenüber sind die Europäer 
überzeugt, dass es ohne Russland keine Sicherheit geben kann. Das 
mindert ihre Lust an der Provokation.
Immer noch sehen die USA in der Nato eine Art Weltpolizist, der 
überall auf dem Globus westliche, vor allem aber amerikanische 
Interessen verteidigt. Besonders im Irakkrieg hat sich das auf 
erschreckende Weise gezeigt.
Es ist gut, dass sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch ihr 
Außenminister und Herausforderer Frank-Walter Steinmeier ein solches 
Rollenverständnis abgelehnt haben. Unklar ist hingegen, wie sie die 
Zukunft der Nato sehen. Der Begriff »Wertegemeinschaft« mag gut 
klingen, ist aber wenig trennscharf.
Wenn das Bündnis bedeutsam bleiben soll, muss diese Frage beantwortet
werden. Mit Barack Obama sind die Chancen dafür gestiegen. Es bedarf 
eines Konzepts, das die Aufgaben der Nato festschreibt, vor allem im 
Zusammenspiel und in der Abgrenzung zur Europäischen Union und zu den
Vereinten Nationen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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