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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Opel und Karstadt:

Bielefeld (ots)

Erst die Banken, jetzt Opel und morgen Karstadt?
Der Staat greift immer häufiger in das Wirtschaftsgeschehen ein. Er 
gewährt Bürgschaften, gibt Milliardenkredite und stellt sich in der 
Öffentlichkeit gern als Retter dar. Doch zu welchem Preis?
 Es ist Wahlkampf. Jede Stimme zählt. Union und SPD versuchen beide 
aus der vermeintlichen Opel-Rettung Kapital zuschlagen. Bekanntes 
Beispiel ist der Fall Philipp Holzmann. Altkanzler Gerhard Schröder 
»rettete« den Baukonzern im Jahr 2000, zwei Jahre später kam doch das
Aus.
Auch bei Opel ist die Gefahr, dass weitere Arbeitsplätze abgebaut 
werden, nicht gebannt. Zudem schreitet die Verschuldung der 
öffentlichen Haushalte voran. Die Staatsbürgschaften werden zu Lasten
nachfolgender Generationen gehen. Obendrein verzerrt der massive 
Eingriff des Staates den Wettbewerb. Neben Opel leiden auch andere 
Autohersteller unter der Krise. Sie müssen selbst sehen, wie sie 
damit fertig werden.
Das gilt auch für Handelsunternehmen wie etwa die Kaufhauskette 
Hertie, die in die Insolvenz gehen musste. Dagegen fordert die 
Karstadt-Mutter Arcandor Milliardenhilfe vom Staat, ebenso der 
Autozulieferer Schaeffler, der den Reifenhersteller Continental 
schlucken wollte und sich dabei übernahm. Immer mehr Unternehmen 
rufen nach dem Staat. Haushaltsexperten warnen zurecht vor einem 
Dammbruch. Fast 1200 Unternehmen fordern vom Staat Kredite. Der Bund 
kann aber nicht jedes Unternehmen retten.
Der junge Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat 
klar Position bezogen: Er war gegen den Opel-Kompromiss mit dem 
Autozulieferer Magna, weil er das Risiko für den Steuerzahler - und 
das sind wir - für zu hoch hält. Guttenberg macht sich mit dieser 
Haltung keine Freunde. Vor allem bei den Beschäftigten von Opel und 
Karstadt dürfte er zum Buhmann werden, nicht zuletzt durch seinen 
Vorschlag, für Opel eine »geordnete Insolvenz« vorzusehen.
Tatsächlich aber nimmt der 37-Jährige seine Aufgabe als 
Bundeswirtschaftsminister ernst. Das heißt: Der Staat schafft 
Rahmenbedingungen für ein Funktionieren der Wirtschaft, er übernimmt 
aber nicht das Ruder, von Ausnahmen wie bei der Hypo Real Estate 
einmal abgesehen. Guttenberg macht seinen Job - ohne Rücksicht auf 
Wählergunst. Er kungelt nicht, bleibt seiner Linie treu. Dafür 
gebührt ihm Respekt.
Auch wenn eine Insolvenz von Opel vorerst vom Tisch ist, so ist der 
deutsche Traditionsautobauer noch lange nicht am Ziel. Die von 
manchen Politikern gefeierte »Rettung« ist Wunschdenken. Noch macht 
Opel täglich Verluste von drei Millionen Euro. Noch sind die 
Konzepte, den russischen Markt zu erobern, reine Theorie. Wenn es 
Opel nicht gelingt, Autos zu bauen, die gekauft werden, geht das 
Drama von vorne los. Arbeitsplätze werden abgebaut, Standorte dann 
doch geschlossen. Und die Milliardenbürgschaft - rechnerisch 180000 
Euro pro Arbeitsplatz - geht verloren. Wie gesagt, unser Steuergeld.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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