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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Barack Obama

Bielefeld (ots)

Vor einem Jahr, in der Nacht zum 5. November
2008, standen Amerika und die Welt Kopf. Barack Obama war in einem 
beispiellosen Siegeszug zum ersten schwarzen Präsidenten der 
Vereinigten Staaten gewählt worden. Tränen der Rührung nicht nur auf 
der Jubelparty der 200 000 in Chicago. Prominente wie unbekannte 
Menschen auf der Straße zeigten sich hingerissen vom neuen Aufbruch.
Wie in Flammenschrift leuchteten die Stichworte »Hoffnung«, »Wandel«,
»neues Amerika«. Fast schien es, als sei die Losung schon die Lösung 
für ein Land, dessen Vormachtstellung Geschichte zu werden droht.
Zwölf Monate später ist Obama zwar Friedensnobelpreisträger, aber 
auch in den Niederungen der Tagespolitik angekommen. Das mit dem 
Pulitzerpreis gekrönte »Obameter« der »St. Petersburg Times« misst 
haarklein und knallhart die Erfüllung seiner vielen Wahlversprechen. 
Die Zwischenbilanz ist bescheiden. Dennoch kann der in zwölf Monaten 
leicht ergraute und öfter mal ernst dreinblickende Präsident auf 
Milde beim Publikum setzen. Regieren ist ein mühsames Geschäft. Alle 
wissen das und bekommen es in Person ihres großen Hoffnungsträgers 
vorgeführt.
Dem Terror in Pakistan ist nicht beizukommen, die Demokratie in 
islamischen Ländern scheitert zusehends, Guantánamo ist immer noch 
nicht geräumt und die Gesundheitsreform noch lange nicht soweit, dass
jedem US-Bürger eine Krankenversicherung auf niedrigstem Niveau 
sicher wäre.
Fast eine Erlösung, auf jeden Fall willkommene Abwechslung: In dieser
Woche geben sich Europas Staatschefs die Klinke des Weißen Hauses in 
die Hand. Erst Angela Merkel, danach Nicolas Sarkozy und Gordon 
Brown, zwischendurch ein Mittagessen mit EU-Kommissionspräsident José
Manuel Barroso. Europas alter Glanz lässt die Mühen der Ebene medial 
ein wenig in den Hintergrund treten.
Schon Machiavelli hat seinem Fürst geraten, diplomatisch zu Felde zu 
ziehen, wenn es anderswo hakt. Allerdings präsentiert das Defilee auf
dem roten Teppich den außenpolitisch desinteressierten US-Bürgern 
vermeintliche Nobodys in Serie. Neuen Schwung kann Obama gewinnen, 
wenn er die Krise in den Griff bekommt, die hohe Arbeitslosigkeit und
die noch höhere Verschuldung entschärfen kann.
Kaum ein Kongressmann war anwesend, als Merkel im Sommer in 
Washington eine wichtige Transatlantik-Ehrung erhielt. Wie man heute 
weiß, waren die meistern bei einer Hawaii-Party im Weißen Haus. Dafür
gibt es heute die Entschädigung. Die Kanzlerin spricht gleich zu 
beiden Abgeordneten-Häusern. Seit Konrad Adenauer 1957 wurde keinem 
deutschen Politiker mehr diese besondere Ehre zuteil.
 Riesiger Schlussapplaus samt hoher Einschaltquote sind Merkel sicher
- und dem des Beifalls leicht entwöhnten Mann neben ihr, Präsident 
Barack Obama.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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