Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Erdbeben in Haiti:
Bielefeld (ots)
Verletzte Menschen schreien in den Straßen um Hilfe, Mütter mit ihren kleinen Kindern im Arm beten und flehen zu Gott, unter den Trümmern werden Tausende Tote und Verletzte befürchtet: Der Mittwoch, 13. Januar, ist ein ganz trauriger und bitterer Tag dieses noch so jungen Jahres. Wir sind wie erstarrt und blicken mit Sorge und Mitleid nach Haiti. Das stärkste Erdbeben seit mehr als 150 Jahren im ärmsten Land der westlichen Welt hat die einst reiche französische Karibik-Kolonie ins nackte Chaos gestürzt. Noch erreichen uns die Informationen schleppend, steht das gesamte Ausmaß des Unglücks nicht fest. Wieviele Tote und Verletzte dieser Katastrophe zum Opfer gefallen sind - wir werden es erst in Tagen oder sogar Wochen wissen. Solange zittern, bangen und hoffen wir, dass allen Befürchtungen zum Trotz noch möglichst viele Menschen gerettet werden. Gestern wurden schnell böse Erinnerungen wach. Fast genau vor fünf Jahren hatte ein Seebeben im Indischen Ozean 230 000 Menschen in den Tod gerissen. Die Katastrophe nach dem Tsunami in den Küstenregionen Indonesiens, Thailands, Indiens und Sri Lankas löste eine weltweite Welle der Hilfsbereitschaft aus. Auch damals waren wir fassungslos. Wir verfolgten die Nachrichten und blickten ohne Worte auf die Bilder im Fernsehen, die um die Welt gingen. Heute schauen wir nach Haiti - und sehen ähnlich schreckliche Bilder von Menschen in Not. Damals der Tsunami - jetzt Haiti. Das ohnehin schon von Armut, Kriminalität, Korruption, Misswirtschaft und politischen Revolten geplagte Land steht vor dem Nichts. Die Menschen sind bettelarm. Acht von zehn Haitianern leben am Rand des Existenzminimums. Die Hälfte der dort lebenden neun Millionen Menschen muss mit weniger als einem US-Dollar täglich auskommen. Kinder erhalten - wenn überhaupt - nur ein Mal am Tag etwas zu essen. Sie ernähren sich von Maisbrei und Lehmkeksen. 1,1 Millionen Haitianer wurden obdachlos, nachdem in den Jahren zwischen 2004 und 2008 Hurrikans und Überschwemmungen fast die gesamte Infrastruktur lahmgelegt hatte. Karibik mit malerischen Sandstränden, Palmen und Urlaubsidylle - das war einmal vor mehr als 20 Jahren. Die Lage in dem bettelarmen Land ist seit Jahren dermaßen katastrophal, dass das Auswärtige Amt Touristen zuletzt immer wieder vor Reisen in den ärmsten Staat des amerikanischen Kontinents gewarnt hat. Haiti liegt nach dem Jahrhundertbeben in Trümmern. Jetzt ist erneut die weltweite Unterstützung aller gefordert. Zur humanitären und finanziellen Hilfe sind nicht nur die USA moralisch verpflichtet, sondern die Weltgemeinschaft insgesamt, also wir alle. Das sind wir den Menschen auf Haiti schuldig.
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