Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Eurovision Song Contest:
Bielefeld (ots)
Bravo, Lena! Sie hat Deutschland das erste Sommermärchen 2010 beschert. Mit riesigem Vorsprung setzte sich die 19-Jährige im größten Musikwettbewerb der Welt durch. Vergessen sind 28 Jahre mit meist enttäuschenden, manchmal peinlichen Auftritten deutscher Interpreten. Jetzt liegt es an der Fußballnationalmannschaft, in Südafrika für das zweite Sommermärchen des Jahres zu sorgen. Lena Meyer-Landrut jedenfalls wurde gestern und Samstagnacht fast schon wie Michael Ballack und Jürgen Klinsmann 2006 gefeiert. Sport und Musik lösen die stärksten Emotionen aus, sie stiften Gemeinschaft über Landesgrenzen hinweg. Erst begeisterte Lena Meyer-Landrut ihre Landsleute, und spätestens am Samstag hat sie Europa den Kopf verdreht. Einen besseren Sympathieträger könnte Deutschland sich nicht wünschen. Die 19-Jährige schließt jeder sofort ins Herz, weil sie so erfrischend natürlich, frech und ohne Allüren daherkommt. Zudem singt und tanzt sie gut. Ob ihr Auftreten oder das Lied »Satellite« den Ausschlag für die Punkteflut in Oslo gab - wer weiß es schon? Beim musikalischen Senkrechtstarter des Jahres fügte sich das eine zum anderen. Der Eurovision Song Contest am Samstagabend ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam. Für Lena Meyer-Landrut, die im Februar nur ihre Freunde und Mitschüler kannten und der jetzt eine große Karriere bevorstehen könnte. Für Deutschland, das inmitten von Wirtschaftskrise und Angst um den Euro eine positive Identifikationsfigur gefunden hat, die eine Welle des Patriotismus auslöste. Wie anders ist es zu erklären, dass mit 14,69 Millionen Menschen doppelt so viele Deutsche den Eurovision Song Contest einschalteten wie ein Jahr zuvor. Die Hannoveraner feierten anschließend den Sieg »ihrer« Lena besonders ausgelassen. Im November 2009 hatten sie noch, tief bestürzt, den Tod »ihres« Torwarts Robert Enke betrauert - Musik, Sport und die Emotionen. Der deutsche Sieg ist auch für Lenas Ziehvater Stefan Raab und den Norddeutschen Rundfunk immens wichtig. Nachdem nach den Nullnummern in den Vorjahren Forderungen laut geworden waren, gar nicht mehr teilzunehmen, veränderten Raab, der NDR und Pro7 erfolgreich das Auswahlverfahren. RTL und Dieter Bohlen suchen jedes Jahr Deutschlands Superstar, der aber schnell wieder vergessen ist - Raab und die ARD haben ihn mit Lena Meyer-Landrut wirklich gefunden. Der Eurovision Song Contest selbst erlebte in Oslo eine Sternstunde. Es war eine atemberaubende Show mit vielen starken Auftritten, zudem glänzend moderiert. Die Öffnung für Rock und Pop hat den muffig gewordenen Gesangswettstreit wiederbelebt und auch für jüngere Menschen interessant gemacht. Für die Altersgenossen von Lena, die Deutschland einen unvergesslichen Abend bescherte und 2011 ein neues Märchen ermöglicht: Dann findet der Eurovision Song Contest bei uns statt.
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