Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu »Wetten, dass . .?«
Bielefeld (ots)
Hape Kerkeling mag »Wetten, dass . .?« nicht moderieren. Viele haben es kommen sehen, manche sind überrascht - und die Mainzelmänner haben ganz gelassen reagiert. »Schade«, sagte der ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Das war alles. »Würden Sie die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei 'Wetten, dass . .?' übernehmen?«, lautete die Frage. Gottschalk ist Profi genug, um zu wissen, dass man seinen Arbeitgeber nicht öffentlich düpiert, wenn der in Personalverhandlungen steht. Dass er die Frage dennoch stellte, gestelzt und mit diesem gekünstelten »Sie«, lässt nur einen Schluss zu: Der Auftritt war mit Bellut abgesprochen. So sparte sich das ZDF die peinliche Ankündigung, man habe Kerkeling zwar gewollt, aber nicht bekommen. Kein guter Start für den designierten ZDF-Intendanten, aber geschickt kaschiert, das muss der Neid ihm lassen. Weil aber jedes Ding seine zwei Seiten hat, darf das ZDF jetzt auch erleichtert aufatmen. »Wetten, dass . .?« ist so stark auf Gottschalk fixiert, dass nach seinem Abschied das Konzept der Show in jedem Fall umgebaut werden muss - und das wäre mit Kerkeling schwer geworden, wenn nicht gar unmöglich. Denn welche Rolle hätte man ihm zuweisen sollen? Die des Clowns im Stil des Horst Schlämmer? Na, da hätte so mancher prominente Gast irritiert geblinzelt! Die des Parodisten und Verwandlungskünstlers? Gut und schön - aber wer moderiert dann weiter, während Kerkeling die Beatrix gibt? Europas größte Show braucht einen familientauglichen Moderator, keinen Komiker. Kinder und ablenkungsbedürftige Mittdreißiger, Dörfler und Großstädter, das Fernsehprekariat und der Intellektuelle brauchen einen, der sie alle zusammenhält, der Opa, Mami und den Teenie gleichermaßen entzückt. Das ZDF muss sehen, wie es dieses Entzücken in die richtigen Bahnen lenkt: in die finanziellen. »Wetten, dass . .?« ist profitabel, weil es internationale Stars anlockt, und das gelingt ihm nur, weil es Quote macht - und dafür wiederum braucht es einen massentauglichen Präsentator. Das gilt um so mehr, als die Show in jüngster Zeit stark unter der Konkurrenz der Privatsender litt: »Deutschland sucht den Superstar«, »Das Supertalent«, »Schlag den Raab«. Das ZDF steht vor Problemen, die es wahrscheinlich nicht lösen kann. Also sollten sie »Wetten, dass . .?« mit einer rauschenden Ballnacht verabschieden. Alle Moderatoren einladen. Die schönsten Wetten zeigen. Blumen. Bussi. Aus. Einmal, da muss es vorbei sein. Genau das aber wird nicht passieren. Man wird irgendein Gesicht ins Rampenlicht schieben, das anzusehen keinem weh tut. Einen Stromlinienförmigen. Oliver Geissen. Markus Lanz. Carmen Nebel, horribile dictu. Man wird zusehen, wie das Flaggschiff absäuft. Das hat »Wetten, dass . .?« nicht verdient.
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