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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Korruption bei der Fifa:

Bielefeld (ots)

Das bisschen Korruption. Können wir alles vernachlässigen, gehört zum Geschäft, nicht der Rede wert. Ein paar Millionen Euro hier, ein paar Millionen Euro da. Ja, und? Das muss man sportlich nehmen: Die mit dem prallsten Portemonnaie sind prädestiniert, die tiefsten Taschen zu füllen. Und wer das dickste Fell hat, dazu auch schon ein breites Gesäß vom ewigen Aussitzen, wird sich halten, dem geschieht nichts. Um einen Funktionär vom Format eines Joseph S. Blatter zu stürzen, muss mehr passieren. Es geht nur darum, den Moralbegriff außer Kraft zu setzen. Dann gibt es kein Problem. Der Schweizer ist kalt wie Hundeschnauze. Erst hat er hartnäckig verhindern wollen, dass jene Gerichtsakten ans Licht kommen, die im üppigen Stil Manipulationen im Weltfußball belegen. Weil die Verschleierungsaktion nicht vom üblichen Erfolg gekrönt war, drehte der Fifa-Präsident den Spieß jetzt kurzerhand um. Blatter frohlockte, in den Schriften der Justiz namentlich keine Rolle zu spielen: »Ich bin erfreut über das Urteil des Schweizer Bundesgerichts. Es bestätigt, was ich immer gesagt habe: Ich stand nicht auf der Liste.« Das ist besonders frech, gewusst hat er alles. Sein 96-jähriger Vorgänger Joao Havelange kann nicht mehr belangt werden, dessen Schwiegersohn Ricardo Teixeira ebensowenig. Die Verfahren gegen die beiden fröhlich einsackenden Brasilianer sind schon vor Jahren gegen Zahlung einer Millionenbuße aus dem übervollen Fifa-Säckel eingestellt worden. Bleibt Blatter, an den sich die Aufklärer und Aufräumer nach der gerichtlich genehmigten Herausgabe der Dokumente der Staatsanwaltschaft nun noch halten können. Komisch, dass sich das deutsche Fifa-Exekutivmitglied Theo Zwanziger einen Kommentar zur Situation nicht abringen mochte. Und auch der sonst so redselige Kaiser Franz, ein anerkannter Weltmann des Fußballs, blieb ausnahmsweise stumm. Dabei wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, endlich keinen Blatter mehr vor den Mund zu nehmen. Schon erstaunlich, wie der eiserne Eidgenosse auch die schlimmsten Stürme übersteht, wie abgebrüht er taktiert, wie eigenmächtig er seinen Laden lenkt, wie er die Stammesfürsten in den Ländern auf seiner Seite hält. Blatter hat sich zuletzt noch eine weitere Amtszeit obendrauf gepackt. Die Mitglieder haben ihn einfach machen lassen. Und warum auch nicht. Der Reichtum der Fifa ist unermesslich. Über alles zieht der Chef den Deckmantel des sozialen Engagements, des gesellschaftlichen Auftrags. Fußball verbindet den Globus, davon haben alle was. Nur manche sehr viel mehr. Es wird kassiert und kaschiert. Der schlaue Schweizer ist seinen Häschern bis jetzt immer entwischt und das wird weiter so sein. Sogar eine Institution zum Waschen der Hände in Unschuld hat er bewilligt. Sie nennt sich Ethik-Kommission. Was für ein starkes Stück es wäre, dies in Verbindung mit dem Fußballstaat Fifa für boshaft zu halten.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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