Westfalen-Blatt: Der Maschinenbaukonzern Gildemeister AG (Bielefeld) sieht sich als Opfer einer Kampagne.
Bielefeld (ots)
Der Chef des Maschinenbaukonzerns Gildemeister AG (Bielefeld), Dr. Rüdiger Kapitza, sieht sich im Zusammenhang mit Vorwürfen in Österreich als Opfer einer Kampagne. Ein dortiger Polizeibeamter führe einen »Kreuzzug«. Das sagte Kapitza dem in Bielefeld erscheinenden WESTFALEN-BLATT (Freitagausgabe). Gildemeister habe deshalb Beschwerde beim österreichischen Innenministerium eingelegt mit dem Ziel, den Beamten aus dem Amt zu entfernen. Längst entkräftete Vorwürfe sowie abgeschlossene Ermittlungsverfahren gegen Kapitza und Gildemeister würden von dem Beamten, der beim Landeskriminalamt (LKA) Vorarlberg tätig sei, bewusst und gezielt als aktuell relevant dargestellt und Medien zugespielt. Es geht dabei um Vorgänge im Zusammenhang mit der Geschäftsbeziehung zwischen Gildemeister und der Kommunikationsagentur Montfort des österreichischen Werbeunternehmers Richard Morscher, die in den vergangenen Jahren Ermittlungen nach sich gezogen haben. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelte seit Ende 2007 gegen Kapitza wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit, Bestechung und Steuerhinterziehung. Im Raum stand der Verdacht, Montfort habe Gildemeister überhöhte Rechnungen gestellt und Kapitza daraus Geld erhalten. Kapitza betonte am Donnerstag, dass dieses Verfahren 2010 »bestandskräftig unter Wahrung der Unschuldsvermutung ohne jede Schuldfeststellung zur Einstellung gelangt ist. Die Vorgänge sind erläutert und geklärt. Die Einstellung der Staatsanwaltschaft Bielefeld ist auch für die Behörden in Österreich bindend.« Die Staatsanwaltschaft Bielefeld bestätigt dies. Das Verfahren wurde damals wegen geringer Schuld und geringen öffentlichen Interesses gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Fakt ist aber, dass die österreichischen Behörden weiter umfangreich ermitteln. Im Zentrum steht dabei vor allem Richard Morscher. »Es gibt aber auch weitere Beschuldigte«, erklärt Daniel Simma, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch. Gegen Morscher werde wegen des Verdachts der Untreue, des schweren Betrugs und Finanzvergehen ermittelt. In diesem Zuge sei die Staatsanwaltschaft Bielefeld um Amtshilfe gebeten worden. Kapitza bestätigt, dass die Behörden noch in diesem Jahr um Akten und Akteneinsicht gebeten hätten. »Das Ganze ist ergebnislos abgeschlossen worden«, sagt er. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft machte keine Angaben. Sie verweist an die Kollegen in Österreich. Simma erklärte, dass »unsere Ermittlungen gegen mehrere Beschuldigte weiter laufen und ein Ende derzeit nicht absehbar ist«. Für neuen Wirbel sorgte ein Bericht des LKA Vorarlberg aus August 2010. Demnach habe Kapitza direkt und in Anwesenheit von Morscher in der Hypobank-Zentrale in Bregenz Ende 2003 und im Jahr 2004 bei wenigstens vier Gelegenheiten insgesamt 1,4 Millionen Euro quasi in bar erhalten. Kapitza weist das zurück. »Ich habe nie im Leben einen Cent von Morscher bekommen.« Im LKA-Bericht heißt es, einen Teil des Geldes habe Kapitza auf Wertpapierdepots angelegt, teilweise aber auch sechsstellige Geldbeträge in bar persönlich mitgenommen. Kapitzas Anwalt Dr. Sven Thomas bezeichnete diese Vorgänge als einen »privaten Freundschaftsdienst« Kapitzas für einen Bekannten. »Herr Kapitza selbst hat daraus kein Geld erhalten.« Dies sei auch der Staatsanwaltschaft Bielefeld seinerzeit umfassend dargelegt worden. Thomas: »Wenn die Ermittlungsbehörde davon nicht überzeugt gewesen wäre, hätte sie das Verfahren nicht eingestellt.« Der Anwalt hält die Veröffentlichung des LKA-Berichts wenige Tage, nachdem ein Bescheid des Finanzamts Feldkirch gegen Morscher den Medien zugespielt worden sei, für eine Reaktion des Polizeibeamten auf die Gildemeister-Beschwerde. Der Konzern hat Kapitza zufolge vor drei Wochen eine offizielle Eingabe beim österreichischen Innenministerium gemacht und die Vorgänge dargestellt. Der noch immer ermittelnde LKA-Mann überziehe Kapitza seit längerer Zeit mit abwegigen Hypothesen. Es gebe bereits zwei Gerichtsentscheide gegen Behauptungen des Beamten. Die Anwälte von Richard Morscher sehen in dem Beamten auch den Urheber von anonymen Anzeigen, die den Fall am Laufen gehalten hätten. Sie stützen sich dabei auf ein sprachwissenschaftliches Gutachten. Demnach stamme zumindest ein anonymes Schreiben mit »sehr hoher Wahrscheinlichkeit - 99 Prozent« von dem in die Ermittlungen gegen Morscher involvierten Beamten. Die Anwälte fordern nun Ermittlungen gegen diesen und schalteten auch das Justizministerium ein. Gildemeister erwartet, dass das Innenministerium der Republik Österreich »die erforderliche Rechtsstaatlichkeit wiederherstellt und dem Wirken des Polizeibeamten und dessen Kreuzzug gegen die Gildemeister AG und Dr. Kapitza ein Ende gesetzt wird«.
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