Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur IAA
Bielefeld (ots)
Keine Frage: Die Autoindustrie ist in Deutschland nach wie vor einer der wichtigsten Faktoren für Wachstum, Beschäftigung und damit auch Wohlstand. Kränkelt diese Sparte der Wirtschaft, wirkt sich das gleich aufs ganze Land aus. Zwar ist die Lage auf den europäischen Märkten weiter angespannt, lassen die Absatzzahlen vor allem in den südlichen Ländern weiterhin zu wünschen übrig. Doch da die Nachfrage in China, Russland und auch Nordamerika weiter anhält, halten sich die Sorgen des großen VW-Konzerns, von BMW und auch Mercedes noch in überschaubaren Grenzen. Dessen ungeachtet aber haben die Chefs der drei aufgeführten Unternehmen - und sicher nicht nur die - erkannt, dass die individuelle Mobilität im Wandel ist. Das Auto übt gerade auch auf junge Menschen längst nicht mehr die Anziehungskraft aus wie vor vielleicht zehn oder auch 20 Jahren. Vor allem in den Ballungszentren ist das Verkehrsgewühl zu dicht, die Parkplatznot zu groß und das Angebot, auf andere Art und Weise mobil zu sein, ausreichend genug. Dazu kommen steigende Kraftstoff- und Unterhaltskosten für Autos, die auch nicht gerade preisgünstig sind. Viele Gründe also, auf ein eigenes Auto zu verzichten oder zumindest die Anschaffung lange vor sich herzuschieben. Auf diese neuen Gegebenheiten reagieren die Autohersteller inzwischen verstärkt und mit den unterschiedlichsten Maßnahmen. Car-Sharing, also nur dann ein Auto zu nutzen, wenn's wirklich gebraucht wird, und Mobilitätsangebote, die vom Fahrrad über den Roller bis hin zum Auto oder gar der Bahn alles beinhalten, sind dabei im Angebot. Gleichwohl aber geht es den Herstellern mehr und mehr auch darum, die Autos für die junge Generation wieder attraktiver zu machen. Coole E-Autos könnten in Zukunft ein Kaufargument sein. Könnten! Denn noch immer fehlt es an Reichweiten, Ladestationen, und es dauert nach wie vor sehr lange, bis die Speicher der Batterie gefüllt sind. Plug-in-Hybrid-Systeme, also die Kombination aus Benzin- und E-Antrieb, wobei der Strom aus der Steckdose kommen kann, sind die Technologie der Stunde. Aber auch der Zukunft? Veränderungen sind Chancen, ohne Zweifel. Doch es gilt, Augenmaß zu bewahren. BMW hat sich weit vorgewagt mit seinem Engagement für die Elektroantriebe, Milliarden in die Hand genommen, weil der Konzern an die E-Mobilität glaubt. Bleibt zu hoffen, dass die Kunden das auch so sehen. Und, dass andere wichtige Investitionen nicht zurückgestellt werden, weil die Mittel fehlen. Ein Flop jedenfalls hätte für BMW verheerende Auswirkungen. Anders bei VW: Der Konzern ist nicht nur finanzkräftiger, sondern geht das Thema konservativer und mit geringerem technischen Aufwand in vorhandenen Produkten an. Denn hocheffiziente Benzin-, Gas- und vor allem Dieselantriebe werden nach Ansicht von Martin Winterkorn unverändert die zentrale Rolle spielen.
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