Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Leistungssport in Deutschland"
Bielefeld (ots)
Immer wieder Doping-Enthüllungen, unzureichend finanzierte Anti-Doping-Behörden, jahrzehntelange Diskussionen um das richtige Vorgehen gegen chemische Manipulation. Dazu Wettbetrug weltweit und organisiert, umstrittene Vergabemethoden von Sportereignissen bei Fifa und IOC, präsidiale Kandidaten mit Geschmäckle, selbstherrliches Auftreten der IOC- und Fifa-Granden, steuerliche Vorteile für die milliardenschweren Vereine IOC und Fifa, volles Risiko beim Steuerzahler. Das Image der beiden größten Sportweltverbände ist gerade nicht das beste. In Deutschland gab es dafür am Sonntag von den Bayern die Quittung. Die Befürworter haben es den Gegnern aber auch leicht gemacht. Beckenbauer, Wasmeier, Neureuther und Co. begründeten die Vorteile Olympias neben dem sportlichen Glanz auch mit einem PR-Effekt. Mehr Touristen für den Süden Deutschlands: Ja, mei, da gibt's doch schon so viele. Viele Menschen, die mit Nein gestimmt haben, werden es sich einfach ausgerechnet haben: Vielleicht gibt es mehr Touristen, aber vielleicht bleiben dann die weg, die sonst kommen. Die Eingriffe in die Natur, und die macht ja gerade den Reiz dieser Ferienregion aus, hielten sie nicht für verschmerzbar und kontrollierbar. Und auch in Sachen Finanzen vertrauten sie nicht wirklich darauf, dass es ab 2022 goldene Zeiten rund um Garmisch geben würde. Mag sein, dass derzeit die Stimmung in Deutschland grundsätzlich gegen Großprojekte ist. Der Berliner Flughafen, der Stuttgarter Bahnhof, der Bischofssitz in Limburg: Das hat eine Grundstimmung erzeugt, in der Dinge miteinander verglichen werden, die nicht unbedingt vergleichbar sind. Die jetzt von interessierter Seite verbreitete Untergangsstimmung ist natürlich Schwarzmalerei. Die letzten Olympischen Spiele in Deutschland fanden 1972 in München statt. Dennoch steht die Republik 2013, vor allem Bayern, wirtschaftlich gut da. Und auch die professionelle Leibesertüchtigung hat einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und darf durchaus als international wettbewerbsfähig bezeichnet werden. Braucht Deutschland Olympia? Nein. Schön wäre es aber schon. Dann allerdings müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Und die setzen eben auch die nationalen Verbände. Man kann es ja kritisieren, dass die Liebesbeziehung vieler Deutscher zum Sport etwas abgekühlt ist, aber man kann auch daran arbeiten, dass sie wieder aufgefrischt wird. Stichworte Transparenz und Glaubwürdigkeit. Es ist eben für viele Menschen unter anderem nicht überzeugend, dass der Deutsche Olympische Sportbund und auch das Bundesinnenministerium sich als Vorkämpfer gegen Doping stilisieren, der Etat der nationalen Anti-Dopingbehörde für das nächste Jahr aber noch nicht gesichert ist.
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