Westfalen-Blatt: zu Sepp Blatter
Bielefeld (ots)
In der Werbung verteidigen die Schweizer vehement die Urheberschaft für ein Hustenbonbon. Ein Schweizer glaubt sogar, er hätte den Fußball erfunden. Und dass ohne ihn das runde Leder weltweit nicht weiter rollen würde. Doch so unsicher es ist, dass England das Mutterland des Fußballs ist, so klar ist, dass Joseph Blatter nicht dessen Vaterschaft beanspruchen kann. Der Sepp sieht das anders, er macht weiter. Seine Mission sei nicht beendet. Sagt er. Was hat der 78-Jährige eigentlich seit 1978 bei der Fifa gemacht in seinen Funktionen als Generalsekretär (bis 1998) und seitdem als Präsident, dass der Weltfußballverband noch seiner Führung bedarf? Hervorgebracht hat der Schweizer nur das Gigantische, das Sterile, das Größenwahnsinnige, das Beifallsheischende, das Reibachmachen. So feiert(e) die Korruption bei der Fifa so hohe Feste, dass selbst das Internationale Olympische Komitee unter dem sich ebenfalls für unersetzlich haltenden Juan Antonio Samaranch dagegen wie eine Truppe von Amateuren wirkt. Ein paar Beispiele gefällig? Nach seiner ersten Wahl am 8. Juni 1998 kommt das Gerücht auf, Blatter habe sich die Stimmen afrikanischer Delegierter erkauft. Er spricht von »Entwicklungshilfe«. Nach dem Konkurs des langjährigen Marketingpartners drei Jahre später gerät der Weltfußballverband wegen angeblicher Provisionszahlungen an Blatter unter Druck. Nur ein Jahr später erstatten elf von 24 Mitgliedern des Exekutivkomitees Strafanzeige gegen Blatter wegen Amtsmissbrauch und Missmanagement. Im Jahr 2010 dann der Beginn der großen Schmiergeldaffäre um die WM-Vergabe an Katar und Russland. Doch der gewiefte Taktiker konnte seine Weste zumindest immer so reinwaschen, dass er von einer ausreichenden Zahl von Delegierten wieder und wieder und wieder zum obersten aller Fußballer gewählt wurde. Zwei Mal ohne Gegenkandidat. Die, die sich gegen Blatter zu positionieren versuchten, steckten wahlweise selber im Korruptionssumpf oder sie trauten sich letztlich doch nicht. Aktuell sieht es nach einer Absprache im berühmten Hinterzimmer aus. Man muss sich das so vorstellen: »Michel, ich mach noch eine Amtszeit, dann organisier ich für dich beim nächsten Mal 92 Prozent Zustimmung, wie ich sie im Jahr 2010 hatte«, sagt Blatter. Und Platini knickt ein. Wenn sich der Franzose da mal nicht verzockt hat! Denn Freundesleichen pflastern den Weg des gerne großen Schweizers. Die Regentschaft des Fußball-Napoleons wird also noch vier Jahre währen. An einer Zustimmungsrate im Maßstab des real-existierenden Sozialismus kann es keine Zweifel geben. Massive Zweifel gibt es nur daran, dass der Saustall Fifa jetzt endlich mal ausgemistet wird. Das ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Fußball-Weltmeister Finnland.
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